
Die «Erfindung» des Nationalsports Hornussen
Hornussen wird nebst Schwingen und Steinstossen zu den sogenannten Nationalspielen der Schweiz gezählt. Es ist in der Vorstellung vieler Menschen ein uraltes und typisch schweizerisches Spiel. Uralt ist das Hornussen tatsächlich, aber als schweizerisches Nationalspiel gilt es erst seit dem 19. Jahrhundert.
«Hornusser sind Männer eigener Prägung: urchig in ihrer Art, bodenständig in ihrem Wesen, ächt [sic!] vaterländisch in ihrer Gesinnung und entschlossen in ihrem Handeln. Sie sind vom gleichen Holze geschnitzt wie die Schwinger und Jodler [...] Sie alle sind die Träger jener Eigenschaften, denen schon die ersten Eidgenossen im Kampf um die Freiheit ihrer glänzenden Erfolge zu verdanken hatten.»


Dabei bediente man sich oft lokaler oder regionaler Bräuche sowie Erinnerungskulturen und nationalisierte diese dann nachträglich. In der Schweiz waren dies meist Traditionen aus dem ländlichen Raum, wie zum Beispiel das Alphorn. Auch die Schweizer Nationalgeschichte über den Bund von 1291 ist eigentlich eine Erinnerungstradition aus der Innerschweiz. Schwingen, Steinstossen und Hornussen waren seit dem Mittelalter ebenfalls beliebte sonntägliche Vergnügungen von Bauern und Sennen im Schweizer Alpenraum. Hornussen wird auch heute noch praktisch nur in diesen Gebieten gepflegt, insbesondere im Bernbiet sowie in der Zentral- und Ostschweiz. Im Wallis und in Graubünden waren früher ähnliche Spielformen names «Tsara» und «Gerla» verbreitet.




Der «Nationalsport» Hornussen ist die perfekte Projektionsfläche für die Verbindung von Sport und Tradition, Wettkampf und Zusammenhalt, Stadt und Land. Dukas / RDB

Beitrag über die Sportart Hornussen, 1966. SRF
Swiss Sports History

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Swiss Sports History, dem Portal zur Schweizer Sportgeschichte, entstanden. Die Plattform bietet schulische Vermittlung sowie Informationen für Medien, Forschende und die breite Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter sportshistory.ch.