Christophe Vuilleumier ist Historiker und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte. Er hat verschiedene Beiträge zur Schweizer Geschichte des 17. und 20. Jahrhunderts publiziert.
1906 organisierte der reiche amerikanische Verleger James Gordon Bennett Junior (1841–1918), Gründer der International Herald Tribune, in Paris das erste Ballonwettfliegen. Es war der Grundstein zum Gordon Bennett Cup. Der sportbegeisterte Mäzen hatte sechs Jahre zuvor unter dem gleichen Namen bereits eine Motorsportveranstaltung ins Leben gerufen, die den Weg für die zukünftigen Grossen Preise ebnete. Die schillernde, ruhelose und ständig von Frauen umgebene Persönlichkeit hatte während des amerikanischen Bürgerkriegs auf einem Kriegsschiff der Nordstaaten gedient und grosse Erfahrung als Seemann gesammelt. Seine Liebe zur Seefahrt veranlasste ihn bereits 1876, den «Gordon Bennett Cup» für ein internationales Segel-Wettrennen zu stiften.1906 hatte er eine simple Idee: Siegen sollte das Team, das ohne anderen Antrieb als die Luftströmungen am weitesten vom Startpunkt entfernt landen würde. 1921 holten der Berner Paul Armbruster und der Genfer Louis Ansermier den begehrten Pokal, als sie nach dem Start in Brüssel auf einer irländischen Insel landeten.
Die beiden Männer waren allerdings nicht die ersten Schweizer, die sich den Cup holten. Bereits 1908 waren zwei Schweizer am weitesten geflogen. Emil Messner und Theodor Schaeck hatten es mit ihrem Ballon «Helvetia» bis ins norwegische Bergseth geschafft und dabei 1190 Kilometer zurückgelegt.
Das Reglement schrieb vor, dass die nächste Austragung des Wettbewerbs vom Land des Siegerteams organisiert werden musste. Und so kam es 1909 in Zürich und 1922 in Genf gleich zu zwei Grossveranstaltungen innerhalt von wenigen Jahren.Das Genfer Wettfliegen im August 1922 war ein wahres Sportfest, denn der Ballonwettbewerb war nicht die einzige Veranstaltung. Gleichzeitig führte die Genfer Schifffahrtsgesellschaft nämlich die Westschweizer Rudermeisterschaften sowie eine Reihe von Regatten durch.
Der Start der Gasballone war abseits des Sees in Châtelaine geplant. Am 3. August, dem dritten Tag des Wettbewerbs, erhoben sich die Ballons alle drei Minuten zur Nationalhymne ihres jeweiligen Herkunftslandes in die Lüfte. 20 Teams aus sieben Ländern standen am Start zu diesem unterhaltsamen Abenteuer: 2 belgische, 3 italienische, 3 französische, 2 spanische, 2 amerikanische, 2 englische und 6 schweizerische.
Manche erinnern sich vielleicht noch an den britischen Film «Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten» von 1965. Terry-Thomas, Robert Morley und Jean-Pierre Cassel lieferten sich darin ein Wettfliegen voller Zwischenfälle, das sich an dem von James Gordon Bennett initiierten Wettfliegen inspirierte.
Ganz ähnlich verhielt es sich 1922 in Genf. Auf dem Programm vom 3. August stand nämlich eine Art Fuchsjagd mit Autos, die über schmale, meist noch nicht asphaltierte Feldwege rasten. Bei dieser sogenannten Automobil-Ballon-Rallye dienten die gleichzeitig gestarteten Ballons den Boliden als «Füchse». Heute könnte man sich eine derartige internationale Sportveranstaltung auf unseren Strassen und querfeldein – denn mit den Strassen nahm kein Teilnehmer vorlieb – kaum mehr vorstellen. Andere Zeiten, andere Sitten!Zwei Ballons dieser «tollkühnen Männer» landeten bereits in der Nähe von Perly-Certoux. Der erste war der vom Vorjahressieger Paul Armbruster gesteuerte «Berne». Seine Fahrt war nur einige hundert Meter von Saint-Julien entfernt zu Ende, während der zweite, ebenfalls schweizerische «K.-6» zum Erstaunen der anwesenden Grenzbeamten sanft neben dem Zoll aufsetzte. Nach einem epischen Rennen errangen die Schweizer John Gallay und Major Gerber den Sieg mit «l’Azurea», einem Ballon des Genfer Industriellen Léon Givaudan.Der Höhepunkt des Spektakels stand jedoch am Sonntag, 6. August mit dem Langstreckenrennen an. Vor 50'000 Zuschauern machten sich die Konkurrenten am Nachmittag auf zu einem Ziel, das niemand im Voraus kannte. Der französische Ballon «Picardie» sollte im ungarischen More landen, gleich wie der amerikanische «L’Uncle Sam», der ebenfalls bis nach Ungarn kam und in Tapio wieder sicheren Boden erreichte. Sieger waren jedoch die Belgier Ernest Demuyter und A. Veenstra mit «Belgica». Sie legten eine Distanz von 1372,1 Kilometern zurück und erreichten schliesslich Ocnitza in Rumänien. Ernest Demuyter hatte den Wettbewerb bereits 1920 für sich entschieden und sollte auch 1923, 1924, 1936 und 1937 gewinnen. Übrigens: Paul Armbruster wurde siebter und Louis Ansermier erreichte Rang 17.
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