
WM-Träume aus Stahlrohr
Die kleine Schweiz dachte gross: 1998 wollte sie die Fussball-WM ausrichten. Es begann mit Plänen für Riesenstadien und endete mit Provisorien auf Dorfplätzen – und einer grossen Blamage.
Röthlisberger ist nämlich sofort Feuer und Flamme. Nach ersten Abklärungen verkündet er: «Havelange hat mir versichert, dass wir den Zuschlag erhalten, wenn wir die WM 1998 wollen.» Und der Blick titelt: «Freilos für die Schweiz!». Ganz vergessen geht, dass der Fussball massiv gewachsen ist, seit die WM 1954 zuletzt hierzulande durchgeführt wurde. Damals trugen die 16 Teilnehmer 26 Spiele in 6 Stadien aus, die so vollgestopft werden konnten, dass selbst im Cornaredo in Lugano 36'000 Leute Platz fanden. 1998 sollen es doppelt so viele Teilnehmer sein, es braucht zehn grosse Stadien mit ausschliesslich Sitzplätzen. Die veraltete Infrastruktur hierzulande reicht weder von der Kapazität noch bezüglich Sicherheit auch nur annährend.
Die Schweizer Fussballstadien der WM 1954. YouTube




Eröffnungszeremonie der WM in Italien 1990. YouTube
Traurig über diese Schlappe ist ausser der SFV kaum jemand. Der lernt immerhin, dass so ein Grossanlass im Alleingang nicht zu stemmen ist – und schliesst sich für die Europameisterschaft 2008 mit Österreich zusammen. Auf die angekündigte Abkehr vom Gigantismus wartet man bei der FIFA allerdings weiterhin.


