
Das Lärmen der Waffen
Das deutsche Wort «Lärm» hat seine Wurzeln wie viele andere Alltagsbegriffe im Kriegswesen. Das Wort, das wir heute mit Autoverkehr, Baustellen oder anstrengenden Nachbarn in Verbindung bringen, leitet sich aus dem italienischen Ruf zu den Waffen – «all’arme» – ab.

Dass der Begriff «Lärm», wie ihn ja Bürgermeister Brun angeblich in der Zürcher Mordnacht verursachte, auch in seiner Entstehung unter anderem mit Krieg und Kampf in Verbindung steht, wird wohl manchen nicht bekannt sein.
Folgt man dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen, so geht «Lärm» auf einen Ausruf zurück, welcher in diesem Artikel bereits verwendet wurde, nämlich auf «Alarm». Dieser Warn- und Weckruf wurde im 15. Jahrhundert dem italienischen Militärjargon mit «all’arme» («zur Waffe!») oder auch «all’armi» («zu den Waffen!») entlehnt. Auch das französische «alarme» entstammt diesem Waffenruf.

Sprachgeschichtlich nahm die heutige Deutschschweiz in dieser Epoche eine Art Sonderrolle ein, da sich hier bis ins 16. Jahrhundert eine schriftliche Amtssprache entwickelte, deren Basis im alemannischen Spätmittelhochdeutschen liegt. Jedoch lässt sich auch hier eine ähnliche etymologische Entwicklung erkennen. Das Schweizerische Idiotikon zeigt, dass sich im 16. Jahrhundert der Begriff «Lermen», «Lerman» oder «Lärma» im Zusammenhang mit der Warnung vor oder dem Aufruf zum Krieg festgesetzt hatte. So finden wir zum Beispiel in einem Liedtext aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Schlacht bei Novara 1513 folgende Strophe:



Heinrich Bullinger, der Nachfolger Huldrych Zwinglis im reformierten Zürich, beschrieb mehrfach in seiner Geschichte der Reformation von 1564, wie in den sogenannten Kappeler-Kriegen innerhalb der katholischen und reformierten Truppen alarmiert wurde:
![«Solches wurde ihnen verwehrt durch die Hagenschützen der Zürcher mit starkem Feuer. Deswegen gaben die 5 Orte [Katholische Orte] einen Alarm an die Banner und den Gewalthaufen [Hauptstreitmacht] hinter ihnen […]»](https://blog.nationalmuseum.ch/app/uploads/bulliger-zitat.webp)
Auch die Plätze, wo sich die alarmierte Bevölkerung zu sammeln hatte, wurden als «Lärmenplatz» bezeichnet. Diese mussten durch die Amtsleute bestimmt werden und wurden auf ein festgelegtes Signal hin aufgesucht, ganz wie es uns eine Quelle von 1599 beschreibt:
Lermen, Lermen, nemt spiess und pfeil und auf den Lermenplatz gschwind ziend!