
Basel und der Bundesrat
Lange musste der Kanton Basel-Stadt auf eine Vertretung im Bundesrat warten. Nach der Wahl von Hans-Peter Tschudi 1959 dauerte es 64 Jahre bis mit Beat Jans wieder ein Vertreter aus der Rheinstadt gewählt wurde. Entsprechend ausgiebig war jeweils die Feier.
Und doch fühlt man sich am Rheinknie oft missverstanden von Bundesbern und von der Restschweiz. «Liebe Schweizer, mögt ihr uns nicht?» titelte die Basler Zeitung im Dezember 2023, während die NZZ am Sonntag die Basler Gemütslage als Argwohn gegenüber Bern interpretierte. Ähnlich hatte sie ein Chronist des Basler Jahrbuchs 1959 wahrgenommen – als ein «in weiten Kreisen verbreitetes politisches Minderwertigkeitsgefühl gegenüber den eidgenössischen Mitständen».
Weshalb dieses Unbehagen? Basler Bundesräte sind äusserst rar. Nicht nur vor der Wahl von Jans, sondern auch vor jener Tschudis wartete man jeweils ein halbes Jahrhundert auf einen Sitz in der Landesregierung. Selbst als Ständerätin Eva Herzog, der von allen Seiten grosse Kompetenz attestiert wird, im Dezember 2022 in Begleitung der gesamten Basler Regierung zuversichtlich zur Wahl fuhr, klappte es nicht. Unter den 122 Personen, die bisher die Wahl in den Bundesrat angenommen haben, stammen nur gerade drei aus Basel-Stadt.
So konnte in Basel erst im März 1897 richtig gefeiert werden. Bei der Ersatzwahl für den bis heute einzigen Bundesrat aus Basel-Landschaft, Emil Frey, standen sich zwei Basel-Städter gegenüber. Mit neun Stimmen Vorsprung setzte sich der Freisinnige Ernst Brenner gegen seinen liberalen Konkurrenten Paul Speiser durch. Unter dem «Donner der Geschütze» und der «Begeisterung des ganzen Volkes» traf der 40-Jährige zwei Tage später in seiner Heimatstadt ein. Tausende begleiteten den Festzug, Lobesreden, Männerchöre und Turndarbietungen rundeten die Feier ab.


Vier Jahre später hatte das Warten ein Ende. Als der Ständerat und ehemalige Regierungsrat Hans Peter Tschudi ohne Nomination durch seine Partei am 17. Dezember 1959 in den Bundesrat gewählt wurde, kannte die Euphorie in seiner Heimatstadt keine Grenzen, auch keine Parteigrenzen. Der liberaldemokratische Erziehungsdirektor liess zu Ehren des Sozialdemokraten gar die Schulen schliessen. So konnten die Basler Kinder am folgenden Tag die Ankunft des 46-Jährigen miterleben.
Die Bundesversammlung feiert Bundesrat Beat Jans, 50 Jahre nach dem Abgang von Hans-Peter Tschudi. SRF


