
Das Himmelsspektakel über Basel im Jahr 1566
Im Juli und August 1566 ereigneten sich über dem Himmel von Basel eine Reihe schillernder Himmelserscheinungen. Das Spektakel war so ungewöhnlich, dass es zu heftigen öffentlichen Diskussionen und zur Veröffentlichung eines Flugblatts führte, dessen Inhalt eine Eidgenossenschaft widerspiegelt, die mit tiefen sozialen Unruhen und religiösen Spannungen zu kämpfen hatte.
Man vergisst oft, welche innere Unruhe und Verwirrung die Menschen im sechzehnten Jahrhundert spürten und diese auch zum Ausdruck brachten. Die theologischen Spaltungen, die zuerst von Luther gesät und später von Zwingli und Calvin kultiviert wurden, führten zu einem Europa, das von Ängsten zerfressen war. Die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Lutheranern, Calvinisten, Anglikanern und Katholiken führten zu gegenseitigem Misstrauen und Hass, während jeder versuchte, durch Bekehrung, Diplomatie und Krieg die moralische und politische Oberhand zu gewinnen. Der Wandel des sozialen und kulturellen Bewusstseins in Europa als Folge der protestantischen Reformation und der katholischen Gegenreformation war tiefgreifend. Fragen der Lehre, des Heils und der Moral verlagerten sich aus den Kirchen und Kathedralen in das öffentliche Bewusstsein. Es war daher eine Zeit tiefer Besorgnis, die sich in Hexenprozessen, religiösen Verfolgungen und Massenvertreibungen sowie in der Angst vor einer islamischen Invasion aus der osmanischen Türkei oder den Raubzügen von Korsaren aus dem Maghreb äusserte.
Protestantische Prediger und Geistliche schürten die religiösen Ängste und machten sich die Unsicherheiten ihrer Gemeinden zunutze, indem sie behaupteten, dass nur einige wenige Menschen die ewige Erlösung erhalten würden. Katholische Priester und religiöse Orden ermutigten ihre Anhänger, den inneren Glauben ganz und ohne Irrtum zu erforschen, um durch die Betrachtung der Passion Christi in spirituelle Ekstase zu gelangen. Es ist kein Wunder, dass europäische Chronisten im 16. Jahrhundert über Menschen schrieben, die zu «geistlichen Weinenden» wurden – Menschen, die durch das offene Eingeständnis der Sünde verwirrt und beunruhigt waren und in ihrem Leben kein Gefühl des Trostes oder der Gewissheit finden konnten.







