
Die Schlacht bei Bicocca
Die Schlacht bei Bicocca war ein Wendepunkt der langen Italienkriege (1494–1559). Die Unfähigkeit der Franzosen, ihre Schweizer Söldner zu kontrollieren, trug zu ihrer Niederlage bei, während der Erfolg der spanischen Arkebusiere den Aufstieg Spaniens als europäische Grossmacht ankündigte. Ausserdem war die Schlacht der Anfang vom Ende einer Ära, in der die Schweizer Pikeniere ihren Feinden auf den mittelalterlichen Schlachtfeldern Europas Angst und Schrecken einjagten.
Marignanos Schatten

So einer ein wyss krütz an sich näyet, so verzeichnet er sich, das er ein Eidgenoss welle sin.
Erneuter Krieg zwischen den Königshäusern Valois und Habsburg



Anfängliche Scharmützel und der «Schweizer» Faktor
Der zahlenmässig unterlegene, aber nicht überlistete Colonna machte einen geschützten Ort ausfindig, an den er sich zurückziehen konnte, bis ein Kampf notwendig wurde. Er verlegte seine Truppen zunächst südwärts in die befestigte Sicherheit des Klosters von Certosa, ungefähr 24 km ausserhalb von Mailand in Richtung Pavia. Colonna hoffte, Lautrec dazu zu verleiten, ihn dort anzugreifen, aber Lautrec liess sich nicht täuschen. Ihm war klar, dass Colonna dort in jeder hypothetischen Schlacht einen strategischen Vorteil hatte. Lautrec hielt es für klug, Colonnas Kommunikationswege mit Mailand sowie seinen Zugang zu den Alpenpässen abzuschneiden und marschierte mit seinen Truppen Richtung Monza. Colonna sah diese Reaktion voraus und verlegte seine eigenen Truppen rasch zum Park von Bicocca, der sich an einer idealen, sicheren Lage nur 7 km nordöstlich von Mailand entfernt befand. Mit Umfassungsmauern, sumpfigem Gelände, einem Hohlweg und tiefen Wassergräben war der Park gut befestigt. Hier konnte Colonna nicht nur eine weitläufige Artillerieverschanzung errichten, sondern über eine Brücke im Süden des Parks auch die Kommunikationswege mit Mailand verteidigen und halten. Entlang des Festungswalls positionierte Colonna seine spanischen Arkebusiere, die vom neapolitanischen Markgrafen von Pescara, Fernando d’Àvalos, befehligt wurden, und seine spanischen Pikeniere und schwäbischen Söldner unter dem Befehl des legendären Vaters der Landsknechte, Georg von Frundsberg. Hinter ihnen wartete die kaiserliche Artillerie auf ihren Einsatz. Die von Antonio de Leyva angeführte kaiserliche Kavallerie bewachte den südlichen Teil des Parks.
Diese Herren sind so verblendet, dass sie selbst den Verlust ihres eigenen Fleisches und Blutes nicht mehr schmerzt.
Blutbad bei Bicocca


Sie kehrten an Zahl, aber vor allem an Kühnheit verringert in ihre Berge zurück; denn es steht sicher, dass die Verluste, die sie bei Bicocca erlitten, sie so in Mitleidenschaft gezogen hatten, dass sie ihre vielbeschworene Kraft in den kommenden Jahren nicht mehr zur Schau stellten…
Ein folgenreiches Vermächtnis
Das Gespenst von Bicocca wirkte sich auch auf die Innenpolitik der Eidgenossenschaft aus. Zwinglis Ablehnung des Söldnerwesens trug zu seinem eigenen Verderben bei. Zürich fehlte nicht nur das Geld, das aus dem Söldnerwesen floss, sondern auch die jungen Männer mit jahrelanger Militärerfahrung. Als zwischen 1529 und 1531 religiöse Zwiste ausbrachen, war Zürich den Angriffen schutzlos ausgeliefert. Die 2000 Mann starken Zürcher Truppen, die am 11. Oktober 1531 in Kappel am Albis mindestens 7000 Kämpfern aus den katholischen Kantonen gegenüberstanden, hatten keine Aussicht auf Sieg. Die Katholiken, die in ihren Reihen zahlreiche Veteranen von Bicocca zählten, gewannen die Schlacht bei Kappel und Zwingli bezahlte mit seinem Leben.