
Im Pilzfieber
Pilzsammeln ist in der Schweiz zum Volkssport geworden. Wissenschaft und Industrie versprechen sich viel von Pilzen. Dabei galten «Schwämme» früher als schädlich. Wie hat sich unser Bild der Pilze so grundlegend verändert?


Parallel zur akademischen Forschung entstand eine Laienkultur. Hier drehte sich alles um die grossen Waldpilze. Das Ziel war klar: Speisepilze erkennen, Vergiftungen verhindern. Die Frage lautete: Wie lassen sich Menschen darin schulen, Pilze systematisch und sicher zu identifizieren? Die Antwort: Mit Kunst. Pilze waren schwierig zu konservieren. Deshalb behalf man sich mit Zeichnen und Malen, um ihre Farben und Formen festzuhalten. Neben Wissenschaftlern wie Louis Ruffieux in Freiburg oder Privatgelehrten wie Jeanne Favre in Genf verschrieb sich auch Hans Walty (1868–1948) der Pilzmalerei. Im Unterschied zu anderen Pilzmalerinnen und -malern war Walty ausgebildeter Kunstmaler. Seine Pilzaquarelle schuf er in einzigartiger künstlerischer Qualität, wie jetzt in einer neuen Edition wiederentdeckt werden kann (siehe Box). Zugleich eignete sich Walty ein grosses, wissenschaftliches Wissen über Pilze an und bildete sich zu einer Art semiprofessionellem Pilzforscher aus.


In Zeiten, in denen alles über weltweite Netzwerke redet, fasziniert und inspiriert das Myzel. Pilze durchwuchern Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Literatur. Manchmal scheint es, sie könnten die Welt retten. Wem das zu abgehoben ist, kann ganz einfach durch den Herbstwald streunen und nach Pilzen suchen. Das hebt die Laune. Und ist schon mal ein Anfang.
Pilzwerk

Hans Walty beobachtete wie ein Wissenschaftler und malte wie ein Künstler. Seine Pilztafeln sind ein Kulturgut von berückender Schönheit. Ein neues Buch zeigt eine Auswahl der prächtigsten Tafeln und ordnet diese historisch, mykologisch und künstlerisch ein: Pilzwerk. Die fantastischen Farben, Formen und Fungi von Hans Walty.