
Die Republik von Ossola
Im Herbst 1944 befreiten Partisanenverbände ein beachtliches Gebiet rund um Domodossola von den Deutschen und Faschisten und gründeten eine eigene Republik. Doch die Widerstandskämpfer waren zerstritten und nach einem guten Monat platzte der Traum vom eigenen Staat. Die Geschichte einer Tragödie vor den Toren der Schweiz.
Diese Reaktion hat vor allem mit dem harten Vorgehen der Wehrmacht zu tun. Denn, entgegen dem zuvor gegebenen Versprechen, die italienischen Soldaten nach Hause zu schicken, wurden diese inhaftiert und bei Widerstand erschossen. Die Deutschen deportierten über 600'000 Soldaten in Arbeitslager ins Reich und in die besetzten Gebiete. Aus diesem Grund entstanden im Herbst 1943 in Nord- und Mittelitalien starke Guerillaformationen, welche die Deutschen in der Folge in zahlreiche Kämpfe verwickeln sollten.
Obwohl die Angriffe wie gemeinsam geplant schienen, waren sie nicht abgesprochen und schon gar nicht koordiniert. Dieser eher «zufällige» Sieg über die deutschen und italienischen Besatzer verdeutlicht eines der grössten Probleme des norditalienischen Widerstandskampfs im Zweiten Weltkrieg: Die verschiedenen Guerillaformationen hatten sehr unterschiedliche politische Ausrichtungen und damit verknüpft auch andere politische Ziele. Deshalb gab es zwar gemeinsame Aktionen, aber auch immer wieder Rivalitäten und eine teilweise gefährliche Konkurrenz.
Der interne Machtkampf der Partisanen
Es kam deshalb zu mehreren heissen Aufeinandertreffen verschiedener Partisanengruppierungen und nur mit viel Glück und einigem Verhandlungsgeschick konnte ein bewaffneter Konflikt verhindert werden. Schliesslich zogen die deutschen und italienischen Soldaten am frühen Morgen des 10. Septembers Richtung Lago Maggiore ab. Am gleichen Tag wurde die Republik Ossola ausgerufen.


Kommunistischer Alleingang
Dieser 13. September 1944 ist beispielhaft und zeigt, dass die Taten der Widerstandskämpfer in der Ossolaregion oft mehr von Eigennutz als vom Freiheitsgedanken bestimmt waren. Es ging den Partisanen vor allem um den eigenen Einfluss auf die momentane und künftige Politik des beherrschten Gebiets.
Eine Republik!
Das Ende eines Traums
Doch die Alliierten änderten ihre Pläne kurzfristig und konzentrierten sich auf die Geschehnisse in Polen. Dort hatte die polnische Heimatarmee am 1. August 1944 die deutschen Besatzer angegriffen. Die rund 40'000 Kämpfer versuchten Warschau vor den schnell vorrückenden Sowjets zu erobern. Nur dank massiver Hilfe der westlichen Alliierten, vor allem durch Abwürfe von Material und Waffen, konnte die polnische Heimatarmee diesen unerbittlichen Kampf einige Wochen ausgeglichen gestalten. Doch das war nicht genug. Die Aufständischen mussten am 2. Oktober 1944 kapitulieren.
Der Warschauer Aufstand hatte die Strategie der Alliierten vollständig verändert. Mit fatale Folgen für die Partisanen im Ossolagebiet und den Widerstand in ganz Italien. Praktisch der gesamte Nachschub wurde in diesen Wochen nach Polen geliefert. Die dringend benötigten Ressourcen zur Verteidigung der kleinen Republik fehlten vollständig.


