Ohne den Schweizer Erfindungsgeist wäre die Arbeit in den Schweizer Küchen um einiges komplizierter.

Küchen­hil­fen aus der Schweiz

Die französische, die italienische oder die chinesische Küche sind weltweit bekannt. Die Schweizer Kochkünste nicht, jedoch ihre Erfindungen. Sie erleichtern den Köchen rund um den Erdball das Leben.

Andrej Abplanalp

Andrej Abplanalp

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums.

Die Schweizer Küche gehört global nicht zu den bekanntesten. Doch ohne die Schweiz wäre das kulinarische Erbe des Planeten sicher um einige Kapitel ärmer. Oder anders gesagt: Das Kochen wäre etwas komplizierter. Nehmen wir zum Beispiel die Knoblauchpresse. Zehe reinstecken, drücken und schon ist der betörende mediterrane Geschmack garantiert. Nicht auszudenken, wenn jede einzelne Knoblauchzehe gerüstet und geschnippelt werden müsste. Erfunden hat dieses Wunderwerkzeug ein gewisser Karl Zysset (1907-1998). Der Velomechaniker aus dem bernischen Lyss war ein leidenschaftlicher Erfinder. Die Anfang der 1950er-Jahre von ihm entwickelte Presse schaffte es zum globalen Verkaufshit. Der Berner brachte später noch einige weitere Geräte auf den Markt, unter anderem eine Salatschleuder oder einen Zwiebelhacker.

Folien aller Art

Auch die Cellophan-Folie entstand im Kopf eines Schweizers. Sie ist heute in fast jeder Küche anzutreffen und hilft nicht nur, Lebensmittel zu konservieren, sondern wird teilweise auch zum Niedergaren von Fleisch benutzt. Angeblich soll dieses so besonders saftig bleiben. Erfunden hat es Jacques Brandenberger (1872-1954), ein ideenreicher Chemiker aus Zürich, der nach einem brillianten Uniabschluss in Bern nach Frankreich zog. Dort entwickelte er 1912 die bis heute verwendete Wunderfolie. Auch eine andere Folie ist in kulinarischen Gefilden unverzichtbar: die Alufolie. Sie stammt vom Aargauer Heinrich Alfred Gautschi, der sie 1905 patentieren liess. Das vielseitige Material eignet sich neben dem Verpacken von Esswaren ebenfalls zu Garen von Lebensmitteln, beispielsweise von Fischen, und gehört heute zur Standardausrüstung einer Küche.

Folie aus Aluminium ist in der Küche vielseitig einsetzbar. Und wer hat's erfunden? Natürlich ein Schweizer.

Cellophan als zusätzlicher Werbetreiber für Teigwaren. Das Bild stammt aus dem Jahr 1937.
Wikimedia

Raffeln und Rüsten

Nicht fehlen dürfen in dieser Hitparade der Küchenhelfer natürlich die Bircherraffel und der Sparschäler Rex. Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867-1939) hat anfangs des 20. Jahrhunderts nicht nur eine Rohkost-Diät entwickelt und das Birchermüesli erfunden, er hat auch ein geniales Küchengerät entwickelt. Die Bircherraffel hat die Zutaten für das Müesli in bekömmliche Portionen geteilt. Die Raffel wurde in den 1920er-Jahren von Bircher-Benner gemeinsam mit der Aargauer Firma Egloff & Co. entwickelt. Bis heute wird die Kultraffel produziert und findet sich in den Küchen dieser Welt. Dort trifft man ebenfalls den Sparschäler Rex an. Das Gerät wurde 1947 von Alfred Neweczeral (1899-1959) erfunden erleichtert das Gemüseschälen enorm. Ob Kartoffeln, Rüebli oder Gurken, mit dem genialen Küchenhelfer geht das ruckzuck. Bis heute hat sich der Gemüseschäler mehr als 50 Millionen mal verkauft und ein Ende des Erfolgs ist nicht in Sicht.

Kulinarisch spielt die Schweiz nicht in der Champions League, aber was das praktische Leben in der Küche angeht, kann es nur einen Weltmeister geben: die Schweiz!

Bircherraffel aus den 1950er-Jahren.
Schweizerisches Nationalmuseum

Oskar Bircher-Benner.
Wikimedia

Original Sparschäler REX aus der ersten Produktion von 1947.
Schweizerisches Nationalmuseum

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