Die Schwebebahn an der Landesausstellung von 1939 in Zürich begeisterte die Besucherinnen und Besucher.
Schweizerisches Nationalmuseum

Die Landi von 1939

Am 9. Mai 1939 wurde in Zürich die vierte Landesausstellung eröffnet. Sie dauerte sechs Monate und zog über zehn Millionen Besucherinnen und Besucher an.

Andrej Abplanalp

Andrej Abplanalp

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums.

Eigentlich wäre die Landesausstellung für 1933 geplant gewesen, doch eine Terminkollision mit einem anderen Grossanlass und die Weltwirtschaftskrise machten den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. 1936 begannen schliesslich die Planungsarbeiten. Unter der Leitung von Armin Meili entstand in kurzer Zeit die bisher erfolgreichste Landesausstellung der Schweiz. Nicht nur besuchten über zehn Millionen Besucherinnen und Besucher den Anlass, auch bezüglich Finanzen war die Landi in Zürich Spitzenreiter: Sie erwirtschaftete einen Gewinn von über sechs Millionen Franken.

Doch die Zeiten waren unruhig. Die Nachwehen der globalen Krise war immer noch zu spüren und in Europa waren Hitlers Nazideutschland und Mussolinis faschistisches Italien zur ernsthaften Bedrohung geworden. Die Ausstellung war deshalb nicht nur eine Ausstellung, sondern wurde zum Zentrum der Geistigen Landesverteidigung. Diese war seit 1933 von Parlamentariern wie Nationalrat Johannes Huber oder Nationalrat Henry Valloton , Intellektuellen und Journalisten gefordert und 1938 vom Bundesrat quasi offiziell angeordnet worden. Entstanden ist nicht nur eine Aufforderung, sich auch geistig gegen allfällige Angriffe zu wehren, sondern auch die eigene Kultur zu pflegen und zu schützen. Die Botschaft des Bundesrates vom 14. Dezember 1938 an die Bundesversammlung betonte, dass die Verteidigung des schweizerischen Geistes nicht durch Defensive und Negation, sondern durch schöpferische Tat und schöpferische Aktion zu erfolgen habe. Für die Kulturwahrung und - werbung wurden jährlich 500'000 Franken zur Verfügung gestellt. Verwalten sollte das Geld eine zu gründende Stiftung namens Pro Helvetia.

Im Bundesblatt vom 14. Dezember 1938 wurde die Botschaft des Bundesrates über die Organisation und die Aufgaben der Schweizerischen Kulturwahrung und Kulturwerbung publiziert.
Schweizerisches Bundesarchiv

Das Landidörfli stand 1939 am Zürichhorn und lockte zahlreiche Schaulustige an.
Schweizerisches Nationalmuseum

Otto Charles Bänningers Knabe mit Pferd an der Landesausstellung, die 1939 in Zürich stattgefunden hat.
Schweizerisches Nationalmuseum

Viele bekannte Künstler

Das Konzept der Geistigen Landesverteidigung beeinflusste die Landi stark. Dass die Schweizer Werte am Anlass ausgiebig zelebriert wurden, hat einerseits mit dem Zeitpunkt der Ausstellung zu tun, andererseits aber auch mit dem Verhalten von Gewerbe, Handel und Industrie. Die Reaktion auf das vorgeschlagene Motto «Qualität und Arbeit» war mässig. Und so verschob sich der Fokus immer mehr in die Schaffung eines Identifikationsangebotes für alle Schichten und politischen Gruppen. Und auf die Förderung einheimischer Künstler, welche durch die Ausstellung wichtige Aufträge erhielten. Unter den Protagonisten finden sich bekannte Namen wie Alois Carigiet, Hans Erni oder Otto Charles Bänninger. Die Kulturbotschaft des Bundesrates zeigte also kurz nach ihrer Veröffentlichung erstmals Wirkung.

Unterhaltung und Innovation

Den Erfolg der Ausstellung aber alleine dem politisch angespannten Zeitpunkt zuzuschreiben, wäre aber sicher nicht ganz fair. Zahlreiche Attraktionen wie eine Seilbahn von einem Ufer des Zürichsees zum andern, das Landidörfli oder der Schifflibach lockten zahlreiche Besucherinnen und Besucher an und boten viel Vergnügliches. Die Landesausstellung in Zürich bot für jeden Geschmack etwas. Während die Frauen sich mit aktuellen Modetrends auseinandersetzten, hörten die Kinder einer 19-Jährigen zu, die in einem Kinderhort Märchen erzählte. Bald kamen nicht nur Kinder und die junge Trudi Gerster wurde - quasi über Nacht - zur Schweizer Märchenkönigin. Auch Sport wurde an der Landi betrieben. So ging im Mai 1939 ein hochkarätiges Fussball-Juniorenturnier mit Mannschaften aus der Tschechoslowakei, Frankreich, Italien und der Schweiz über die Bühne. Und an der Landi-Schwinget liessen die "Bösen" ihre Muskeln spielen.

Neben viel Unterhaltung wurde in Zürich auch architektonisch Neues geboten. Die Beteiligten bauten vor allem funktional und sachlich. Es entstand ist der sogenannter «Landistil», der bis in die 1950er-Jahre gepflegt wurde. Ein Beispiel dafür ist das Zürcher Kongresshaus von Max Ernst Haefeli.

Auch wenn später sowohl über den Landistil, wie auch über die Ausstellung kontrovers diskutiert worden ist, die Landesausstellung von 1939 hat sich im Kollektivgedächtnis der Schweiz festgesetzt und gilt bis heute als erfolgreiche und innovative Schau.

Der Schifflibach an der Landi von 1939 in Zürich.
Schweizerisches Nationalmuseum

Broschüre zur Landi 1939 in Zürich.
Schweizerisches Nationalmuseum

Ein Rückblick auf die Landesausstellung von 1939 in Zürich aus dem Jahr 1989.
Video: SRF/YouTube

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