
Die Frau, die drei Männer zum Kaiser machte
Wie Adelheid von Burgund (~ 931–999) zu einer der einflussreichsten Frauen im mittelalterlichen Europa wurde.
Drei Jahre lang war die Prinzessin von Colombier Königin von Italien, doch dann starb ihr Mann ganz plötzlich. Berengar, Herr von Ivrea, wurde verdächtigt, Lothar vergiftet zu haben. Er versuchte, Adelheid zur Heirat zu zwingen, um so König von Italien zu werden. Sie weigerte sich. Berengar liess sie foltern und in ein Gefängnis am Gardasee werfen. Dort sass sie nun, eingesperrt mit ihrer kleinen Tochter, ihrem Kaplan und einer Dienerin. Wie in einem schlechten Roman grub Adelheid ein Loch in die Freiheit und flüchtete mit ihren Begleitern. Otto, der König des Ostfrankenreichs, der in der Zwischenzeit Konrad als Vasallenkönig auf den Burgunderthron gesetzt hatte, machte sich auf die Suche nach der Entflohenen. Kurz zuvor hatte Otto seine Frau verloren. Er fand und heiratete Adelheid und drängte Berengar zurück.
Die entflohene Gefangene war nun also ostfränkische Königin und Königin von Italien. Aber war das genug? Als Erstes erreichte Adelheid die Aussöhnung zwischen ihrem Gatten und seiner Mutter Mathilde von Ringelheim und ermutigte ihn, lesen und schreiben zu lernen. In der Schlacht auf dem Lechfeld erlangte ihr Mann höchsten Ruhm, als er die einfallenden Ungaren auslöschte. Adelheid ihrerseits bewies ihre Frömmigkeit. Sie förderte den Mönchsorden von Cluny in entscheidender Weise. Ihre Tante hatte den Reformatoren bereits das Kloster Romainmôtier angeboten und Adelheid war ebenso grosszügig. Sie hatte bereits in Pavia ein Kloster gegründet und liess in Payerne ein zweites erbauen, das sie Cluny anvertraute. Dort sollte über den Leichnam ihrer Mutter Bertha, die 961 starb, gewacht werden. Ein drittes Kloster gründete Adelheid im elsässischen Seltz. Dieses sollte ihr als letzte Ruhestätte dienen.
Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.


