Pippin (links) und Karl der Grosse wurden auch in Zürich verehrt. Auf diesem Glasgemälde aus dem 16. Jahrhundert sind sie die Ehrenfiguren. Foto: Schweizerisches Nationalmuseum

Weihnach­ten in Romainmôtier

Wenn der Papst in einem kleinen Dorf im Waadtland Halt macht, fühlt sich das an wie Weihnachten. Wenn dann tatsächlich Weihnachten ist, noch besser. Nach der Ruhe in der Romandie ging die Reise weiter zum König der Franken. Die dort geführten Verhandlungen haben Folgen bis heute.

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor.

Das Kloster von Romainmôtier war eines der ersten auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Schon Mitte des 5. Jahrhunderts soll hier der Mönch Romanus eine Klause errichtet haben und das «Romanis Monasterium» entwickelte sich bald zu einem Knotenpunkt religiöser Beziehungen. Hier holte der Burgunderkönig Sigismund Mönche für sein neu gegründetes Kloster in St. Maurice, hier kam im 7. Jahrhundert Columban vorbei und im Jahr 753 verbrachte sogar der Papst persönlich die Weihnachtstage in Romainmôtier.

Papst Stephan hatte als erster Papst überhaupt die strapaziöse Reise über den grossen St. Bernhard auf sich genommen. In Romainmôtier feierte er Weihnachten, weihte Kirchen, stellte das Kloster unter seinen besonderen Schutz und zog dann weiter in Richtung Norden. In Ponthion (zwischen Paris und Strasbourg) traf er auf den Frankenkönig Pippin. Der Papst hüllte sich in ein Bussgewand, warf sich dem König zu Füssen und bat ihn, ihm im Kampf gegen die Langobarden beizustehen. Diese bedrängten ihn schon seit Langem in Rom. Pippin folgte der Bitte des Papstes, zog nach Italien und besiegte die Langobarden. Das Land rund um die «Vatikan» genannte Anhöhe, das er den Langobarden dabei abnahm, schenkte Pippin dem Papst. Es wurde zum Sitz und Synonym für das Machtzentrum der katholischen Kirche.

Machte mit den Langobarden kurzen Prozess: Der Frankenkönig Pippin. Foto: Wikimedia

Nach dem Sieg gegen die Langobarden schenkte Pippin dem Papst das Land rund um den heutigen Vatikan. Diese Ansicht von Rom zeichnete Ludwig Georg Vogel im 19. Jahrhundert. Foto: Schweizerisches Nationalmuseum

Pippins Hilfsbereitschaft hatte gute Gründe. Denn nur dank dem Vatikan war Pippin überhaupt erst zum König der Franken geworden. Sein Vater Karl Martell war zwar de facto der mächtigste Mann im Frankenland gewesen, hatte aber bloss das Amt des Hausmeiers, also des Verwalters inne gehabt. Darum hatte Pippin dem damaligen Papst Zacharias einen Brief geschrieben und rhetorisch gefragt, ob es gut sei, wenn einer ein Amt habe und ein anderer die dazugehörige Macht. Der Papst antwortete, es wäre besser, wenn Macht und Amt vereint wären. Damit hatte er Pippin seinen Segen gegeben, den alten König abzusetzen und sich selbst krönen zu lassen. Das war der Beginn der engen Beziehung zwischen den Frankenkönigen und dem Vatikan, die auch für Pippins grossgewachsenen Sohn Karl noch von einiger Bedeutung sein sollte.

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