
Männertypen auf dem Rasen
Das Männerbild hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig gewandelt. Das erkennt man nirgends besser als auf dem Fussballplatz. Ein Rückblick in die Stadien der Vergangenheit.
Der Abenteurer: 1930er- bis 1950er-Jahre
1933 wurde die Nationalliga eingeführt. Der Fussball hatte da längst breitere Schichten erreicht. «Waren die Anfänge noch akademisch geprägt, wandten sich die studierten Kreise nun eher dem Handball zu», erzählt Koller. Die Haare trugen die Fussballer kurz, Pomade hielt sie in Form. «Eigentlich gab es damals nur eine Frisur, Stil: gepflegter Mainstream», so Koller. «Die Fussballer haben darauf geachtet, dass die zumindest beim Anpfiff sitzt.»

Der Schwiegersohn: 1960er-Jahre
Gut angekommen wären Allüren wohl ohnehin nicht. Europa erlebte ein Wirtschaftswunder und einen Babyboom, und von allen wurde erwartet, dass sie etwas dazu beitrugen – auch von den Fussballern. Odermatt, der nebenbei für einen Kaffeemaschinenvertrieb arbeitete, sagt: «Keinen richtigen Job neben dem Sport zu haben, war verpönt.» Das konnten sich höchstens die Ausländer leisten, und das sei selten gut angekommen.

Der Halb-Rebell: 1970er-Jahre
«Einen Starkult um Fussballer gab es bei uns nicht», sagt Daniel Jeandupeux, als FCZ-Stürmer einer der prägenden Figuren des Schweizer Fussballs der damaligen Zeit. Am ehesten sei vielleicht noch Bonvivant Fritz Künzli wegen seiner Beziehung mit der Sängerin und Schauspielerin Monika Kälin in der Öffentlichkeit gestanden. Jeandupeux hingegen, der später als Schweizer Nationaltrainer amtete, galt als Feingeist, als welscher Schönling, der Texte schrieb. «Natürlich war es eine interessante Nebenerscheinung, dass man als Fussballer den Frauen gefallen konnte.» Davon wirklich zu profitieren, sei aber noch einmal etwas anderes gewesen. Denn schon damals sei für Profis ein gesunder Lebensstil wichtig gewesen.
Geändert hat sich damals der Umgang der Spieler untereinander, es machte sich eine neue Offenheit bemerkbar, erzählt Jeandupeux. «Es gab einzelne Partys, wo mit dem Alkohol die Hemmnisse fielen, wo die Teamkollegen ihre Masken ablegten. Es war in diesen Momenten, in denen wir näher zueinander gefunden haben, weil wir gemeinsam etwas Verbotenes taten.» Das dann doch.
