
Fluss-Admiral, Diplomat und «calvinistischer Geniesser»
Wie es der Waadtländer Adlige François-Louis de Pesmes de Saint-Saphorin (1668–1737) vom Süsswasseradmiral zum Stardiplomat in kaiserlichen Diensten schaffte.
Die grosse Laufbahn von Pesmes de Saint-Saphorin, dieses Calvinisten, der zwar arm, aber von altem Adel war, beginnt an einem Wintertag des Jahres 1692 in einer Herberge in Kassel. Dort lernt er zufällig einen Niederländer kennen: Ludwig van Assemburg, Vizeadmiral der Donauflotte im Dienste Österreichs. Dieser stellt den Kontakt mit dem Marquis de Fleury her, einem Savoyer, «Kammerherr Seiner kaiserlichen Majestät, Generaloffizier im Rang eines Admirals»: Er ist ein Abenteurer mit Ziel, «Piraten, Ketzer und die Feinde der Krone zu jagen.» De Fleury stammt aus dem Mittelmeerraum und hat gerade das Kommando über die Donauflotte übernommen. Obwohl Saint-Saphorin über keinerlei nautisches Wissen verfügt, wird er zum Kommandanten des Admiralsschiffes ernannt. Der Feldzug gegen die Türken auf dem Fluss scheitert und Fleury stirbt kurze Zeit später. Im Kampf um dessen Nachfolge wird Saint-Saphorin zum Opfer von Intrigen – einerseits aufgrund seines Calvinismus, andererseits, weil seine Mannschaft nur aus protestantischen Niederländern besteht. So wird Ludwig van Assemburg Fleurys Nachfolger. Dieser Mann ist ein träger Alkoholiker, «der nicht einmal das Bier wert ist, das er trinkt». So ist auch der Feldzug von 1696 zum Scheitern verurteilt. Saint-Saphorin muss seine auf der Theiss eingesetzten Schiffe verbrennen, damit sie nicht den Türken in die Hände fallen. Aus dem offenen Streit, den sich Assemburg mit dem Waadtländer liefert, trägt Saint-Saphorin schliesslich den Sieg davon. Admiral Assemburg wird der Veruntreuung angeklagt, entehrt und zur Verbannung verurteilt.
Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.


