
Ein Lichtspucker erobert den Himmel
1955 war er eine Sensation – der Projektor mit dem Namen Spitlight, der Bilder auf Felswände und Wolken projizieren konnte. Das futuristische Gerät brachte seinem Erfinder jedoch kein Glück.
Bei seiner ersten Präsentation Mitte der 1950er-Jahre war der Spitlight in jeder Hinsicht ein Gerät der Superlative: Er konnte über eine Distanz von bis zu sechs Kilometern monochrome Bilder projizieren. Die Seitenlänge des Bildes betrug bis zu 1000 Meter. Damit war eine Projektion auf Wolken oder Felswände möglich. War beides nicht vorhanden, erzeugte man mit Ammoniumchlorid, das mit Raketen in den Himmel geschossen wurde, künstliche Wolken. Andreolis Erfindung war bis in die 1980er-Jahre der grösste Projektor der Welt und ist so auch im Guinness Buch der Rekorde eingetragen.


Der Spitlight war zwar der erste Projektor in dieser Grössenordnung – Scheinwerfer mit einer Reichweite von bis zu 12 Kilometern kannte man aber bereits im Zweiten Weltkrieg, wo sie bei der Flak verwendet wurden. Auch sie nutzten leistungsstarke Kohlenbogenlampen.

Die lange Odysee des Projektors
Nach dem Tod des Ingenieurs 1971 geriet der Projektor in Vergessenheit. Mitte der 1980er-Jahren stiess der Technikjournalist Claude Settele auf der Suche nach Flohmarkt-Waren bei einem Kollegen auf die Metallgobos und fand schliesslich den Spitlight in einem Luzerner Vorort – im Freien. Ihm war sofort klar: Dieses Fahrzeug muss erhalten werden. Das Verkehrshaus Luzern winkte ab, das Technorama Winterthur zeigte aber Interesse und übernahm den Spitlight, auch wenn das Geld für eine Restauration fehlte. Eine Gruppe von 22 Ingenieuren der Sektion Winterthur des Schweizerischen Technischen Verbandes um den Ingenieur Bernhard Stickel restaurierte das Gerät in über 4000 Arbeitsstunden und übergab es am 25.Oktober 1986 dem Museum in betriebsbereitem Zustand.
Ein TV-Beitrag aus dem Jahr 1982 mit Archivbildern aus den 1950er-Jahren. YouTube / Schweizer Fernsehen
2019 entdeckten Vertreter des Museums Enter in Solothurn den Spitlight. Sie sammelten 2020 mit einem Crowdfunding 30'000 Franken für eine Restauration. Der Unternehmer Felix Kunz, Gründer und Mäzen des Museums, steuerte eine weitere grössere Summe bei. Er möchten den Spitlight ab 2023 als Blickfang beim Neubau des Museums in Derendingen einsetzen. Gleichzeitig steht der Projektor für Events zur Verfügung. Projektionen wie man sie früher machte, sind heute aber nicht möglich: Die Technik mit der Kohlenbogen-Lampe ist zu aufwendig und heikel und die Resultate würde ein Publikum, das von Lasers-Shows verwöhnt ist, nicht mehr überraschen, sagt Violetta Vitacca, Leiterin des Museums.



Der Buchstabe P steht übrigens für Pininasch – das war der Kosename von Gianni Andreoli. Der Tessiner Ingenieur blieb den Projektoren auch nach dem Spitlight-Abenteuer treu. Unter dem Namen Mitralux entwickelte er einen tragbaren Diaprojektor, das Gerät wurde in den 1950er-Jahren als tragbarer Scheinwerfer von Polizei und Feuerwehr in der Schweiz genutzt. Kurz vor seinem Tod versuchte er es noch einmal mit einem Grossprojektor, dem er den Namen Super Nova gab. Mitten in den Arbeiten verstarb Gianni Andreoli 1971 mit nur 52 Jahren.