
Im Dienste seiner Majestät
Wie der Genfer Raymond Charles Pyramus de Candolle (1864–1935) in der turbulenten Zeit der Russischen Revolution und des Griechisch-Türkischen Kriegs die Interessen der englischen Krone im Kaukasus vertrat.
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges tritt der 50-Jährige, der seit 1902 Träger der Imperial Service Medal für seine Dienste in Südamerika ist, mit dem Dienstgrad eines Brigadegenerals in das britische Heer ein. Dank seiner Fertigkeiten als Ingenieur und seiner Französischkenntnisse wird er bald zum Verbindungsoffizier des französischen Generals Berthelot ernannt, der zu dieser Zeit das französische Armeekorps in Rumänien leitet. Die Hauptaufgabe des Genfer Offiziers besteht darin, den Betrieb des rumänischen Eisenbahnnetzes und damit den Transport der alliierten Truppen zu gewährleisten.
De Candolles Unterstützung der Truppen, die gegen die bolschewistischen Revolutionäre kämpfen, ist von grosser Bedeutung. Am 18. Januar 1918 rufen die Kosaken infolge der Russischen Oktoberrevolution von 1917 ihre Unabhängigkeit aus und gründen die Volksrepublik Kuban, was die gesamte Region in eine erhebliche Instabilität stürzt. Das nationalistische Bekenntnis der Briten geht darauf zurück, dass bei der Aufteilung des südlichen Russlands in französische und britische Einflussgebiete gemäss dem Abkommen vom 23. Dezember 1917 das Kosakengebiet in die britische Zone fiel. Am 31. Dezember 1917 empfängt Raymond de Candolle den amerikanischen Diplomaten DeWitt, der sich anlässlich der Entstehung des neuen Staates von der militärischen und politischen Lage in Nowotscherkassk überzeugen will.
Doch die unter de Candolles Leitung stehenden Mitglieder der britischen Mission werden von den Bolschewisten als Verbündete des Feindes betrachtet und müssen, als die Rote Armee Rostow ab dem 23. Februar 1918 besetzt, die Stadt verlassen und sich auf das von der westlichen Kriegsmarine kontrollierte Schwarze Meer zurückziehen, während das Freiwilligenheer geschlagen wird.
Am 25. Januar 1935 stirbt Raymond de Candolle, der den Untergang zweier Städte miterlebt und unzählige Abenteuer überstanden hat, im Alter von 71 Jahren im Almonds Hotel in London.
Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.


