
Doppelagent Leo
Jakob Leonhard spioniert für die Nazis. Als diese merken, dass die Infos von der Schweiz abgesegnet werden, hängt sein Leben an einem seidenen Faden.rn
1941 ist es dann soweit. Es meldet sich – unter mysteriösen Umständen – der «schöne Emil», ein alter Arbeitskollege, der nach Deutschland gezogen war und zwischenzeitlich dort als strammer Nazi Karriere gemacht hat. Emil ist in geheimer Mission unterwegs. Er soll Agenten anwerben, um das Deutsche Spionagenetz in der Schweiz zu stärken. Der ziellose und von seiner Heimat verschmähte Leonhard scheint Emil eine leichte Beute zu sein. Und so werden sich die beiden Männer an einem lauschigen Sommerabend, trotz Leonhards anfänglicher Bedenken, Landesverrat zu üben bei viel Wein und Schnaps handelseinig. Kurz darauf hält Leonhard ein Visum für Deutschland und 500 Franken in der Hand.
Eintritt in die SS
Mit Aufträgen und Basler Deckadressen eingedeckt, tritt Jakob Leonhard die Rückfahrt in die Schweiz an. Wie damals üblich, wird er nach der Einreise in ein Militärbüro geführt, um Mitteilung über seine Deutschlandreise zu machen. Leonhard, der sich der Schweiz beweisen will, ergreift die Gelegenheit beim Schopf und offenbart dem anwesenden Hauptmann seine «Mission».

Von nun an laviert Leonhard zwischen seinem Schweizer Führungsoffizier und den Aufträgen, die er zunächst über einen toten Briefkasten, und bald schon auch durch seinen Mittelsmann Emil Bernauer – einen Deutschen Eisenbahner mit Dienstort Badischer Bahnhof Basel – weiter zu leiten hat. In Stuttgart schätzt man seine Arbeit und ahnt nicht, dass die Militärgeheimnisse von Agent Leo in Zürich abgesegnet werden. Zu seinem Auftrag gehört auch, die Deutschen Spione, die in anderen Schweizer-Linien geführt werden, zu beschatten. Rasch durchschaut der gewandte Leo das Agenten-Netzwerk. Er findet Mittel und Wege seine verborgene Schweizer Seite diskret auf dem Laufenden zu halten. Delikat, denn er selbst muss im System des gegenseitigen Misstrauens unter den Deutschen Agenten jederzeit damit rechnen «hochzugehen».

Die Tortur nimmt kein Ende. «Ein leibhaftiger Gorilla mit dichtbehaarten Riesenpranken, wie ich sie im Leben nie gesehen hatte hieb mit Füssen und Fäusten auf mich ein. Du bist nicht der erste Ausländer, den wir hier zu Tode schinden, wie es sich gehört!» In den folgenden Tagen wird Leonhard immer wieder zum Verhör vorgeführt. «Gesicht und Körper waren aufgeschwollen, wahnsinnige Schmerzen quälten mich. Meine Unterwäsche war nach dieser Prozedur ein einziger roter Fetzen.»

Zum Tod durch das Beil verurteilt


Nach weiteren qualvollen Tagen im Bregenzer Verliess, wird Agent Leo abgeholt und ein Büro des Gefängnisbaus geführt. «Sie sind wohl Herr Leonhard», wird er dort auf Schweizerdeutsch empfangen. «Sie wissen doch, dass sie frei sind? Kommen sie mit, draussen steht mein Wagen. Ich führe sie zur Grenze.»



Vor seiner «Karriere» als Doppelagent war Jakob Leonhard ein Hochstapler. Er gab sich als antifaschistischer Kämpfer aus und behauptete, im Spanischen Bürgerkrieg an der Front gewesen zu sein. Dafür musste er ins Schweizer Gefängnis. Lesen Sie den ersten Teil der Geschichte hier.