
Von der Heimarbeit zum Home-Office
Die Berufsarbeit in den eigenen vier Wänden zu erledigen, ist kein Phänomen des Computerzeitalters. Während «Home-Office» aber in den meisten Fällen mehr Lebensqualität mit sich bringt, war die «Heimarbeit» vor der Industrialisierung eine ausbeuterische Arbeitsform.

Das später von findigen Kaufleuten entwickelte «Verlagssystem» ging noch einen Schritt weiter: Der städtische Unternehmer stellte der Bauernfamilie nicht nur die Rohstoffe oder sogar fertige Stoffe zur Verfügung, sondern lieh ihr auch die Produktionsgeräte wie beispielsweise einen Webstuhl. Die Arbeitskräfte, zu denen oft auch die Kinder gehörten, produzierten in Heimarbeit die Stoffe oder veredelten sie mit Stickereien. Die Heimarbeitenden erhielten keinen festen Lohn, sondern wurden nach Qualität und produzierter Menge bezahlt. Die fertigen Produkte gingen zurück zu den Kaufleuten, die diese in die ganze Welt exportierten.





Im Verlauf des 20. Jahrhunderts waren immer mehr Menschen im Dienstleistungssektor angestellt. Hier war ein Büro vor dem Beginn des Technologiezeitalters auch aus logistischen Gründen eine Notwendigkeit. Berge von Akten, Karteien und Papieren sowie die Korrespondenz mussten zentral an einem Ort verfügbar sein. Eine Verwaltungsangestellte musste aber nicht nur Zugriff auf analog gespeicherte Informationen haben, sondern auch für ihre Vorgesetzten in Person erreichbar sein. Ein auf Effizienz ausgerichteter Arbeitsort war also unerlässlich.

Bericht über die Telearbeit von 1986. Die Schweizerische Kreditanstalt war eines der ersten Unternehmen, das Telearbeit in einem dezentralen Büro anbot. SRF