
Eine fabelhafte Fee namens Elektrizität
Das monumentale Wandgemälde «La Fée électricité» des französischen Künstlers Raoul Dufy (1877-1953) für den Pavillon der Elektrizität an der Pariser Weltausstellung 1937 ist eine Feier des technologischen Fortschritts.
Jenseits solcher Klischees findet sich Kunst mit Schlagseite allerdings auch in freien Gesellschaften. Nur dass sie dort eher unter dem Titel der Werbe- und Auftragsmalerei läuft und etwas feinere Register zieht.
Ein herausragendes Beispiel dafür ist das monumentale Wandgemälde «La Fée électricité». Der französische Künstler Raoul Dufy (1877-1953) hat es im Auftrag der Pariser Elektrizitätswerke für den Pavillon der Elektrizität an der Pariser Weltausstellung 1937 entworfen und ausgeführt.
Vom Seidenfoulard zum Monumentalgemälde
Eine naive Geschichte der Welt unter Strom
Man betritt den kathedralartigen Raum und ist überwältigt von der Farbenpracht einer panoramaartig aufgefächerten, detailreichen Bilderzählung, die seit der Restaurierung 2021 noch an Frische und Leuchtkraft gewonnen hat. Die malerische Lockerheit, mit der Dufy das wahrlich einschüchternde Thema umgesetzt hat, macht das Werk ansprechend und zugänglich zugleich. Bemerkenswert ist Dufys raffinierte Trennung von Zeichnung und grosszügigen Farbzonen, die den Gesamteindruck prägen. Dufy verliert sich auch nicht in pedantischer Didaktik, obwohl er fast alle seine Helden der Elektrizität namentlich anschreibt. Für didaktische Zwecke eignet sich sein Panorama ohnehin nur bedingt.


Radio als Höhepunkt der Elektrifizierung
Es war Pablo Picassos Gemälde «Guernica» im spanischen Pavillons. Dieses zeigte die Schrecken der Bombardierung des gleichnamigen Ortes im spanischen Bürgerkrieg, die einen Monat vor Eröffnung der Weltausstellung stattgefunden hatte. Damit nicht genug: Die grausige Szenerie, die eine Ikone des 20. Jahrhunderts werden sollte, wird ausgerechnet von einer Glühbirne überstrahlt. Hier bringt die Elektrizität auf eine etwas andere Weise Licht ins Dunkel als bei Dufy. Und erinnert vor allem daran, dass es in Europa bald nach den Lichtorgien der Weltausstellung zappenduster wurde.
Die virtuelle «Fée électricité»
Das Musée d'Art Moderne de Paris bietet seit kurzem eine virtuelle Präsentation der «Fée électricité» an, mit ausführlichen Erläuterungen zu den dargestellten Personen und Erfindungen auf Französisch und Englisch.
Der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Etienne Klein erläutert das Werk Fée Électricité (auf Französisch). YouTube / Musée d'Art Moderne de Paris


