
Das Zentrum der Zionisten am Rhein
Das Stadtcasino Basel war der zentrale Schauplatz auf dem Weg zum Judenstaat. Zehn Mal tagte der Zionistische Weltkongress am Rheinknie. 2022 jährt sich der Gründungskongress zum 125. Mal.
Eigentlich hatte Theodor Herzl München als Versammlungsort im Sinn, was nicht zu Stande kam, da ihm der Allgemeine Deutsche Rabbinerverband die Unterstützung versagte. Auf der Suche nach einer gastfreundlichen, mit der Eisenbahn leicht erreichbaren Stadt, schlägt ihm der Zürcher Anwalt David Farbstein vor, den Kongress in Basel einzuberufen. Zürich habe wegen seiner starken russischen Kolonie viel russische Geheimpolizei. Da wäre Basel besser geeignet, auch wenn die Stadt nicht frei von Antisemitismus sei. Herzl, der 1896 mit seinem Manifest Der Judenstaat die Vision einer «modernen Lösung der Judenfrage» publiziert hatte, war angetan. Basel verfügte mit dem Casino über einen repräsentativen Versammlungsort und hatte mit dem Grand Hotel Trois Rois eine Adresse, die auch verwöhnten Kongressteilnehmern genügen konnte.
Sein Portrait auf dem Balkon des Hotels Trois Rois wurde zu einer Ikone der zionistischen Bewegung. Herzl hatte schnell begriffen, dass nun von Basel eine Symbolkraft für seinen Weg zum Judenstaat ausging. Schon im darauffolgenden Jahr tagte auch der zweite Kongress an selber Stelle. Diesmal mit 350 Delegierten, was die ansässige Hotellerie sehr wohlwollend aufnahm. Und auch der dritte Kongress tagte 1899 in Basel. Herzls Vision nahm Gestalt an und den Satz «in Basel habe ich den Judenstaat gegründet», konnte er nun selbstbewusst öffentlich aussprechen. Auch für die Stadt werden sich die Zionistenkongresse als Gewinn in mehrfacher Hinsicht erweisen. Basel hatte an Strahlkraft gewonnen.


