
Die Armbrust: Waffe für Attentäter und Freiheitshelden
Wilhelm Tells Armbrust ist sozusagen die Schweizer Nationalwaffe. Tatsächlich aber stammt sie aus dem alten China, und obgleich dem Bogen überlegen, hatte die Armbrust nicht den besten Ruf.
Walterli: Und das muss wahr sein, Herr – 'nen Apfel schiesst der Vater dir vom Baum auf hundert Schritte. (...)
Gessler: Nun Tell! Weil du den Apfel triffst vom Baume auf hundert Schritte, so wirst du deine Kunst vor mir bewähren müssen – Nimm die Armbrust – du hast sie gleich zur Hand – und mach dich fertig, einen Apfel von des Knaben Kopf zu schiessen – doch will ich raten, ziele gut, dass du den Apfel treffest auf den ersten Schuss, denn fehlst du ihn, so ist dein Kopf verloren.

Das Wort «Armbrust» hat nichts mit dem Körper des Schützen zu tun, obgleich dieser das Gerät mit seinem Arm zum Schiessen an die Schulter presst. «Armbrust» stammt vielmehr vom lateinischen «arcuballista» ab (von «arcus», Bogen, und «ballista», Schleuder). Überreste von Armbrüsten, Schlösser und Bolzen aus dem 7., 6. und 5. Jahrhundert v. Chr., wurden in chinesischen Gräbern in Qufu in der Provinz Shandong und in Yutaishan in der Provinz Hubei gefunden. Technologische Fortschritte im Bronzeguss machten im alten China bald die Massenproduktion von Armbrustschlössern möglich, deren einzelne Exemplare trotz ihres Alters von über 2000 Jahren hervorragend erhalten sind.






Derweil wurde die Armbrust auch in technischer Hinsicht laufend weiterentwickelt. Der bisherige Kompositbogen aus Horn oder Holz wurde von einem wesentlich kräftigeren Stahlbogen abgelöst, der sich nur noch mittels einer in die Armbrust eingelassenen Winde spannen liess. Heutige Armbrüste sind eigentliche High-Tech-Waffen. Mit weniger als vier Kilogramm sind sie leicht, ihre Metall- oder Carbonbolzen erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 150 Metern pro Sekunde – fast halb so schnell wie eine Pistolenkugel –, und zum Visieren dienen Zielfernrohre.


Walterli: Vater schiess zu, ich fürcht mich nicht.
Tell: Es muss!
(...)
Stauffacher: Der Apfel ist gefallen!
Rösselmann: Der Knabe lebt!