
Die Einkesselung von Genf durch spanische Truppen im Jahr 1743
Während fast sieben Jahren – von September 1742 bis Februar 1749 – wurden die zu Savoyen gehörenden Nachbardörfer der Stadt Genf von spanischen Truppen besetzt und in Mitleidenschaft gezogen. Diese Besetzung ist heute in der Geschichtsforschung beinahe vergessen obwohl sie als Folge des Österreichischen Erbfolgekriegs mit der europäischen Geschichte zusammenhängt.
Preussen war das erste Land, das sich Österreich widersetzte, gefolgt von Bayern, bevor auch Frankreich und Spanien unter Philipp V. eingriffen. 1741 marschierten spanische und sizilianische Truppen in Norditalien ein, die es hauptsächlich auf das damals zu Österreich gehörende Mailand abgesehen hatten. Diese Invasion brachte den König von Sardinien dazu, mit Österreich die Konvention von Turin vom 1. Februar 1742 abzuschliessen, was den Konflikt mit Spanien auslöste. Im März 1742 genehmigte Ludwig XV. den Durchmarsch der in Barcelona wartenden spanischen Truppen durch Frankreich. Kaum erreichten diese aber Nizza, versperrten ihnen die Sarden den Weitermarsch. Die Spanier entschieden sich deshalb für ein anderes Ziel und wendeten sich Chambéry zu. Die sardische Konteroffensive im Herbst 1742 scheiterte gegen die spanischen Regimente des Markgrafen de la Mina, die das Gebiet inzwischen beherrschten. Philipp, der Infant von Spanien, Sohn des spanischen Königs und zukünftiger Herzog von Parma, zog so in Chambéry ein und liess sich am 5. Januar 1743 im Schloss nieder, wo der Treueid des Adels und der Obrigkeit von Savoyen nicht lange auf sich warten liess.
Allmählich besetzten die Armeekorps das ganze Gebiet um Genf und die Offiziere verlangten die Befreiung vom Brückenzoll der Pont d’Arve, was ihnen auch gewährt wurde.

Die Genfer führten aber ihre diplomatischen Bemühungen weiter und begannen Ende März Verhandlungen mit dem Infanten von Spanien in Chambéry, um die Einhaltung des Vertrags von Saint-Julien von 1603 einzufordern. Dies war denn auch dringend nötig, denn die Situation verschlechterte sich rasant: Am 22. März nahm eine Dragonerkompanie auf der Suche nach Essen Avusy in Beschlag und prügelte einen sich wehrenden Genfer Bauern zu Tode. Dies führte zur Mobilisierung der Dorfbewohner, welche die Haudegen in die Flucht schlagen konnten. Der Sieg währte aber nicht lange. Nur wenige Stunden später überfielen sechzehn Dragoner das Dorf und nahmen neun Pechvögel fest, die sie nach Thoiry brachten. Mangels Essensvorräte bedienten sich die spanischen Soldaten auch auf den Äckern der Seigneurie. Im Juni mähten sie die Wiesen eines Genfer Hauptmanns und hielten anschliessend auf Befehl des Markgrafs de la Mina in Carouge Getreidekarren an.
Philipp I. konnte es nur recht sein, dass in der mit dem französischen König verbündeten Stadt eine scheinbare Ruhe und Zusammenarbeit einkehrte. Hinzu kam, dass zahlreiche Kriegsgewinnler spanischen Deserteuren halfen, sich gegen einige Piaster in die Schweiz zu retten, und zu niedrigen Preisen Waffen und sogar Pferde kauften. Im April 1746 erregte ein Fall grosses Aufsehen, als Bauern von Dardagny ein spanische Truppe, die in der Dorfschenke Halt machte, in Schach hielten und die Deserteure befreiten, die nach Chambéry zurückgebracht werden sollten. Einigen Genfern gelang es sogar, Dragoner abzuwerben und in ihre Dienste zu nehmen, indem sie sie benutzten, um die Lieferungen für die Stadt zu blockieren und zu stehlen.


