
Misere mit der Miliz und Söldner gegen die Innerschweiz
Im 17. Jahrhundert bemühten sich Zürich und Bern um die Anwerbung von fremden Truppen im Kampf gegen die katholischen Miteidgenossen. Warum die einheimische Miliz als wenig schlagkräftig galt, und welche Hoffnungen die beiden Städte in die Söldneranwerbung setzten.
Und aber so wird hieby erforderlich erachtet, daß unverzagenlich ein Anzahl frömbdes Kriesvolckh zu Roß und Fuß in gemeinem Nammen und Costen pro rata jedes Orths geworben, und der daruff gahnde Uncosten keines wegs gespart werden solte.
Brüderliche Einigkeit unter den Eidgenossen existierte im 17. Jahrhundert bloss als Ideal oder Appell, in der Realität bestimmten ständige Auseinandersetzungen das Zusammenleben in der alten Schweiz. Immer wieder kam es zu bewaffneten Konflikten zwischen Zürich und Bern einerseits und den Innerschweizer Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug andererseits (Kappelerkriege 1529/1531 und Villmergerkriege 1656/1712). Viele Konflikte zwischen den Eidgenossen konnten gestoppt werden, bevor es zum Waffengang kam, doch schwelte der Unfriede unter der Oberfläche weiter. Offensichtlichster Gegensatz in diesen Konfrontationen waren die auseinanderstrebenden Glaubensansichten, die sich nach der Reformation ausgebildet hatten und die Schweiz in ein katholisches und in ein reformiertes Lager unterteilten. Aber auch Machtinteressen, Territorialkämpfe und unterschiedliche Auffassungen von Herrschaft begünstigten den Konfliktausbruch.
Das besondere Interesse von Zürich und Bern an fremder militärischer Hilfe hat seinen Ursprung in den reformatorischen Solddienstverboten, die erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Bern) oder im beginnenden 17. Jahrhundert (Zürich) aufgehoben wurden. Auch danach entwickelte sich das Geschäft mit dem Krieg vorerst nur zögerlich, verglichen etwa mit dem florierenden Söldnermarkt in der Innerschweiz. Dies bedeutet: Die beiden Städte besassen nur wenige kampferprobte Veteranen und Offiziere, die auf den europäischen Schlachtfeldern ihr Kriegshandwerk erlernt hatten. Die Mängel ihrer Miliz traten dadurch umso offener zutage.



