
Die Righi-Bahn in Genua
Was machen zwei Obwaldner Ende des 19. Jahrhunderts in Genua? Sie bauen eine Bergbahn und geben ihr einen Namen aus der Heimat: Righi-Bahn.
Genua liegt am Fusse steiler Hügel. Hier befindet sich auch das alte Forte Castellaccio, das dem Quartier seinen Namen gegeben hat. Seitdem die beiden Obwaldner Franz Josef Bucher und Josef Durrer 1893 eine Bahn auf einen der Hügel bei der Stadt gebaut hatten, heisst die Gegend aber Righi, wie der Berg in der Innerschweiz, einfach mit einem H.

Franz Josef Bucher und Josef Durrer kannten sich seit Kindsbeinen, beide stammten aus Kerns bei Sarnen und waren sogar miteinander verschwägert. 1864 gründeten Bauer Bucher und Schreiner Durrer eine Firma: Die Bucher & Durrer. Mit sicherem Gespür für neue Geschäftsfelder eröffneten sie wenige Jahre später die erste Parkettfabrik der Schweiz im nahen Kägiswil (OW). Ihr Parkett war gefragt und die einheimischen Quellen für Holz waren bald erschöpft. Bucher & Durrer expandierten nach Osteuropa und kaufte 1881 in Siebenbürgen, das damals Teil der Donaumonarchie war, eine Sägerei. 1885 wurde im rumänischen Bukarest eine weitere Parkettfabrik eröffnet.

Das Geld, das die beiden mit dem Holz und Parkett verdienten, floss in die aufstrebende Hotellerie. 1870 bauten sie in Engelberg ihr erstes Hotel, den Sonnenberg, wo sie ihre edlen Böden einem breiten Publikum vorführen konnten. Nach nur einem Jahr wurde das Haus mit Gewinn weiterverkauft. Mit dem Geld erwarben sie die Trittalp ob dem Vierwaldstättersee. Die Korporation Luzern, vormalige Besitzerin, stufte das Land als landwirtschaftlich nutzlos ein. Nicht jedoch Durrer und Bucher. Letzterer gab der Alp einen neuen Namen: Bürgenstock. Schon 1873 wurde das Grand Hotel Bürgenstock eröffnet und 1888 entstand hier auch eine Standseilbahn. Weitere Hotels folgten: 1883 das Hotel de l’Europe in Luzern, 1893 das Hotel Quirinale in Rom.

Bergbahnen als zweites Standbein

Die Spannungen der beiden Unternehmer wurden im Lauf der Jahre nicht kleiner. Sie erreichten einen Höhepunkt, als sie 1892 in Genua die Strassenbahn-Linien verkaufen konnten und dafür eine Million Franken erhielten. Franz Josef Bucher liess sich das Geld in Tausendernoten auszahlen und reiste damit nach Hause. Dort liess er sich im Garten seines Hauses in Kerns mit dem Geld als erster Obwaldner Millionär fotografieren. Ein Anteil davon gehörte eigentlich auch seinem Partner Josef Durrer, aber um solche Details kümmerte sich Bucher nicht, obwohl sein Geschäftspartner seinen Anteil einforderte.

Anders als die Klainguti-Brüder, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Genua Fuss fassen konnten – ihre Konditorei existiert heute noch – waren Bucher und Durrer keine Auswanderer. Sie waren Unternehmer, welche die Chancen wahrnehmen wollten, die sich ihnen boten. So war das wohl auch in Genua: Ein Geschäft führte zum nächsten. Wer in Hotels investierte, musste einen grossen Aktionsradius haben. Und so wurde der Wirkungskreis der beiden im Lauf ihres Lebens immer grösser, auch wenn die Hotelexpansion zum Schluss nur noch Sache von Franz Josef Bucher war.