
Das Scheppern der Ochsnerkübel
Über Generationen gehörte das morgendliche Scheppern der Kehrichtabfuhr zum Schweizer Alltag. Es stammte von den feuerverzinkten Abfalleimern des findigen Zürcher Unternehmers Jakob Ochsner.
Nach und nach werden die alten Pferdefuhrwerke motorisiert, das Scheppern beim Leeren der Ochsnerkübel zählt bald zum Klangbild der Stadt. Und weil Ochsner nicht nur ein begnadeter Erfinder ist, sondern auch ein Flair für Marketing hat, lässt er auf dem Deckel seiner feuerverzinkten Eimer in aller Unbescheidenheit das Schweizerkreuz anbringen; spätere Modelle werden gar mit den entsprechenden Kantonswappen verziert. 1926, im Todesjahr seines Erfinders, wird der Ochsnerkübel für alle Haushalte der Stadt Zürich obligatorisch.


1930 wird der legendäre Ochsnerkübel als «Behälter mit Klappdeckel und umlegbarem Tragbügel, zum Beispiel für Müll und dergleichen» von der Jacques Ochsner & Cie. AG patentiert, aus dem «System Ochsner» wird das «Patent Ochsner». Doch «was jung isch, wird alt, was heiss isch, wird chalt, u das passiert viel schneller als me gloubt»: In den 1970er- und 1980er-Jahren wird der Ochsnerkübel vom Abfallsack aus Plastik abgelöst. «Patent Ochsner» ist heute nur noch eine Kindheitserinnerung – und der Name einer Berner Mundartband mit ihren eingängigen Liedern über die Vergänglichkeit.


