
Die 100-jährige Geschichte der Centovallibahn
Die Vigezzina-Centovallibahn überquert 83 Brücken und passiert 31 Tunnels. Sie verbindet die Schweiz mit Italien und ist die direkteste Strecke zwischen der Gotthard- und der Simplonlinie. Die legendäre Schmalspurbahn in der Südschweiz feiert 2023/24 ihr 100-jähriges Jubiläum.
Die aufgenommenen Bauarbeiten verzögerten sich jedoch, weil die Bank 1913 in Schwierigkeiten geriet und Konkurs ging. Neben den finanziellen Problemen führte auch der Erste Weltkrieg zu Verzögerungen, als die italienischen Arbeitskräfte beim Kriegseintritt Italiens 1915 an die Front einberufen wurden. 1918 unterzeichneten die Schweiz und das Königreich Italien einen bis heute unverändert gültigen Staatsvertrag, der die Rechte und Pflichten der beiden Staaten und Bahngesellschaften festlegte.
 
 Locarneser Tram und Maggiatalbahn
 
 Für die umfangreichen Umbauten kaufte die Gesellschaft zwei Dampflokomotiven der Rhätischen Bahn (RhB) und die Dampflok «Salève» aus Genf. Die festliche Eröffnung der Schmalspurbahn mit den von Carminati & Toselli in Mailand hergestellten elektrischen Triebwagen fand am 25. November 1923 statt.
Hoffnungsträger im Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zusammenbruch Italiens unterbanden die Schweizer Behörden am 18. September 1943 den bescheidenen internationalen Verkehr. Am 10. September 1944 war es italienischen Partisanengruppen gelungen, die faschistischen Truppen zu vertreiben und an der Schweizer Grenze die Partisanenrepublik Ossola auszurufen, die für 44 Tage währte. Während dieser chaotischen Zeit, insbesondere nach der Rückeroberung des Gebiets durch faschistische Truppen, flüchteten im Oktober 1944 zehntausende Menschen in die Kantone Wallis und Tessin. Zahlreiche unter ihnen gelangten mit der Centovallibahn nach Locarno und wurden von dort in Flüchtlingslager oder in Tessiner Gastfamilien untergebracht.
 
 Infrastrukturprojekte und Jahrhundert-Unwetter
 
 Ende der 1950er-Jahre erhielt die Centovallibahn neues Rollmaterial und die Fahrleitung wurde auf der Schweizer Seite komplett erneuert. Gleichzeitig wurden die Rückstände auf italienischer Seite immer offensichtlicher, ihre Fahrleitungsmasten bestanden grösstenteils noch aus krumm gewachsenem Kastanienholz. Mit Schweizer Unterstützung konnten die Erneuerungen in den 1970er-Jahren durchgeführt werden. Kaum fertiggestellt, schwemmte am 7. und 8. August 1978 ein Jahrhundertunwetter auf italienischer Seite ein Teil des Bahntrassees zwischen Re und Olgia über mehrere hundert Meter komplett weg, brachte drei Brücken zum Einsturz und beschädigte viele Kunstbauten. Nur dank dem unermüdlichen Einsatz der Baudiensttruppe konnten Teilabschnitte und am 28. September 1980 der durchgehende Bahnverkehr wieder aufgenommen werden.
 
  
 Eine der schönsten Bahnlinien der Welt
 
 100 Jahre Vigezzina-Centovallibahn
Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums finden diverse Aktivitäten und Ausstellungen wie etwa eine Themeninsel mit einem Personenwagen aus dem Jahr 1923 im Verkehrshaus der Schweiz statt.





