
Die Schaufenster des Berner Warenhauses Loeb
Der Loeb-Egge bleibt Berns bekanntester Treffpunkt – auch wenn dort seit 2007 kein Telefon mehr steht, auf das man anrufen kann, um seine Verspätung zu melden. Geblieben sind auch die bunten Schaufenster des Warenhauses Loeb, welche die Wartezeit verkürzen können.
Obgleich schon anfangs des 18. Jahrhunderts in Bauplänen von Ladenlokalen eingezeichnet, glichen Schaufenster anfangs primär vollgestopften Warenlagern oder sie dienten als Lichtquelle in die oft finsteren, da korridorähnlichen Geschäfte. Erst in den 1920er-Jahren wurde die Schaufenstergestaltung als Möglichkeit zur Verkaufsförderung entdeckt. Die Auflösung der Fassaden, eine Beschränkung auf sehr schmale stützende Elemente, wie auch die Herstellung von sprossenlosen, grossen Glasflächen stellten im Zeitalter der Industrie keine Hürden mehr dar. Damit konnten auch in den oberen Etagen Waren präsentiert werden – so auch im Berner Warenhaus Loeb.
Geschichte des Warenhauses Loeb in Bern
Die Schaufenster des Warenhauses Loeb im 20. Jahrhundert

Für die Gestaltung von Plakaten und der Katalogtitelseiten engagierte das Warenhaus Loeb Künstler wie Emil Cardinaux, Alois Carigiet, Franco Barberis, Herbert Leupin, Donald Brun oder Hans Thöni. Die Kataloge von 1902 bis 1977 sind bei der Burgerbibliothek digital zugänglich.
Von national zu international: Die Loeb-Schaufenster als Blick in die Ferne
Schaufenster waren aber nicht nur Vitrine für Patriotismus und später für die Geistige Landesverteidigung. Immer wieder liess Loeb die Passanten von der Ferne träumen. Die Schaufenster waren nämlich wichtiger Bestandteil der Loeb-Länderwochen, von denen es im Schnitt zwei pro Jahr gab und an denen oftmals auch die Botschafter der Gastländer anwesend waren. So vermittelten etwa die Schaufenster und die Verkaufsladenstrasse 1967 im Rahmen der Aktion «Britain at Loeb» einen Hauch von Grossbritannien, während Bobbies den Verkehr regelten und ein Dudelsackspieler am Loeb-Egge die Passanten unterhielt.
Dieses Schnuppern von Ferienluft hatte einen kommerziellen Hintergedanken: Die Kundschaft sollte nicht zuletzt auf neue Ferienideen kommen, konnten sich doch in der Nachkriegszeit immer mehr Menschen leisten, in den Urlaub zu verreisen. Für diesen konnten sie praktischerweise direkt im Loeb Informationen bei den Tourismusorganisationen des jeweiligen Gastlandes erhalten. Und falls das Geld doch (noch) nicht reichen sollte: Das Träumen vor den Schaufenstern beim Warten am Loeb-Egge war weiterhin umsonst.


