Moutier um 1800.
Schweizerische Nationalbibliothek

Ein Geschenk mit Folgen…

Was hat der Burgunderkönig mit dem Kanton Jura zu tun? Und wieso herrschten die Preussen im französischsprachigen Neuenburg? Weil mehr zusammenhängt, als man manchmal meint.

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor.

Königin Berta hatte das Königreich Hochburgund mit grossem Geschick erhalten. Doch nun, Ende des 10. Jahrhunderts, war es unter Rudolf III. erneut bedroht. Der Grund dafür war der gesellschaftliche Aufstieg der Grafen. Früher waren diese Beamte des Königs gewesen, nun aber führten sie sich selbst wie kleine Könige auf und versuchten sich von der Herrschaft der Burgunder zu lösen.

Mitten in diesen Unruhen machte König Rudolf mit einem ungewöhnlichen Geschenk von sich reden: Er schenkte das Kloster Moutier-Grandval samt den zugehörigen Besitztümern dem Bischof von Basel. Das Kloster war von Schülern Columbans gegründet worden, wechselte später von den Benediktinern zum Bettelorden der Augustiner und wurde während der Reformation schliesslich aufgelöst. Heute ist bloss noch eine unscheinbare Kapelle auf dem Friedhof von Moutier erhalten.

Kapelle von Chalières mit umliegenden Friedhof in Moutier. Wikimedia

Warum aber verschenkte Rudolf III. das Kloster? Ein Grund könnte die nahende Jahrtausendwende gewesen sein. Möglicherweise glaubte Rudolf an das Ende der Welt im Jahr 1000 und wollte mit der Schenkung an den Bischof etwas für sein Seelenheil tun. Auf der anderen Seite hatten Geschenke von Herrschern an Geistliche oft auch taktische Beweggründe. Wenn ein Machthaber Mühe hatte, sich im betreffenden Gebiet durchzusetzen, vielleicht weil aufmüpfige Untertanen sich selbständig machen wollten, so konnte er mit einem Geschenk seinen Herrschaftsanspruch sichern. Man kann ja nur verschenken, was einem gehört. Der Beschenkte, in unserem Fall der Bischof von Basel, hat dann für den Erhalt des Besitzes zu sorgen. Der Geistliche «vererbt» das Geschenk weiter an seinen Amtsnachfolger und so konnte Rudolf sicher sein, dass sich kein weltlicher Konkurrent, also kein Graf, Fürst oder König, die Abtei Moutier-Grandval unter den Nagel riss. Und der Bischof von Basel war dem spendablen Rudolf natürlich zu besonderem Dank verpflichtet.

Rudolf nützte seine Grosszügigkeit allerdings nicht sehr viel. Der Weltuntergang fand nicht statt und er selbst starb 1032 ohne Nachkommen. Sein Erbe ging an die deutschen Könige. Damit gelangte die heutige Westschweiz unter den Einfluss des deutschen Reiches. Das manifestierte sich besonders im heutigen Kanton Neuenburg noch lange. Für den Jura wiederum war die Schenkung von besonderer Bedeutung, denn sie markierte den Anfang jenes Staates, der später Fürstbistum Basel heissen sollte und aus dem im 20. Jahrhundert der heutige Kanton Jura hervorging.

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