Hans Huggler-Wyss in seinem Atelier in Brienz, um 1900. Huggler Bildhauerei, Brienz
Hans Huggler-Wyss in seinem Atelier in Brienz, um 1900. Huggler Bildhauerei, Brienz

Holzkrip­pen aus dem Berner Oberland

Brienzer Krippen haben in der Schweiz eine lange Tradition. Den Originalentwurf dazu hat Hans Huggler-Wyss 1915 kreiert.

Andrej Abplanalp

Andrej Abplanalp

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums.

Seit sieben Jahren bringt die jährliche Krippenausstellung Weihnachtsstimmung für die ganze Familie ins Landesmuseum. In diesem Jahr ist ein besonders schönes Modell mit einer langen Geschichte zu sehen: eine klassische Brienzer Krippe.

Brienzer Krippen werden seit über 100 Jahren nach dem Originalentwurf von Hans Huggler-Wyss (1877 – 1947) in Handarbeit hergestellt. Brienz im Berner Oberland ist seit dem 19. Jahrhundert ein Zentrum für Holzbildhauerei und Schnitzkunst. Huggler-Wyss kreierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausdrucksstarke Krippenfiguren. Den Entwurf für das Modell «Christnacht» erstellte er 1915. Die Figuren waren die ersten dieser Art in der Schweiz, die in Serie hergestellt wurden. Bis heute werden die kleinen Figuren aus Lindenholz mit viel Liebe zum Detail in mehrstündiger Feinarbeit von Hand gefertigt, nachdem die Rohform mit einer Kopierfräsmaschine erstellt wird. So ist am Ende jede ein handbemaltes Unikat. Jahr für Jahr wurden neue Figuren entwickelt und das heutige Sortiment der klassischen «Christnacht»-Krippe umfasst mehr als 150 Teile. Die Brienzer Krippe in der Ausstellung ist eine Leihgabe der Familie Sonderegger. Sie stand während der Adventszeit und über Weihnachten jeweils auf dem Buffet im Wohnzimmer der Familie. Das erste Set wurde in den 1960er-Jahren erworben, als die Figuren noch einen Fünftel des heutigen Verkaufspreises kosteten. Jedes Jahr kamen weitere Figuren dazu. Feine Unterschiede im Schnitzerhandwerk zeigen die unterschiedlichen Entstehungszeiten der einzelnen Figuren.

Neben der Brienzer Holzkrippe gibt es im Landesmuseum Krippen aus vielfältigen Materialien zu bestaunen, darunter eine traditionelle neapolitanische Krippe aus Ton, eine faltbare Papierkrippe und sogar eine Glaskrippe.

Krippe um 1960, Holz, geschnitzt und bemalt. Huggler Holzbildhauerei AG. Modell Christnacht. Privatbesitz.
Krippe um 1960, Holz, geschnitzt und bemalt. Huggler Holzbildhauerei AG. Modell Christnacht. Privatbesitz

Weihnachten & Krippen

14.11.2025 04.01.2026 / Landesmuseum Zürich
Gemäss der biblischen Weihnachtsgeschichte legte Maria ihren neugeborenen Sohn in eine Futterkrippe, da in der Herberge kein Platz für sie war. Weihnachtskrippen greifen diese Szene auf und präsentieren sie in unzähligen Gestaltungen. Die traditionelle Krippenausstellung rückt in diesem Jahr die Gebäude in den Mittelpunkt, welche die heilige Familie umgeben: Grotten und Höhlen, Ruinen, verschiedene Stallformen, Wohnhäuser, Kirchen oder auch einen Winterwald. Krippen aus der Schweiz und aus aller Welt zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig Künstlerinnen, Künstler und Krippenbauende den Geburtsort Christi interpretiert und dargestellt haben. Wie gewohnt wird die Ausstellung von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm für Familien begleitet.

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