Von der Bibel zur Banknote
Beim Stichwort Drucken denkt man zuerst an Bücher und Zeitungen. Dass dazu auch geografische Karten oder Plastikgeld gehören, ist vielen im ersten Moment nicht bewusst. Ein Rückblick in die Geschichte einer vielseitigen Branche.
Orell Füssli. Mit diesem Namen verbindet man in erster Linie Literatur oder Buchhandlungen. Dass jede Schweizerin und jeder Schweizer täglich mit diesem Unternehmen in Kontakt kommt – und zwar wortwörtlich – ist jedoch nicht so vielen Menschen bewusst. Nehmen Sie doch mal Ihr Portemonnaie hervor und studieren Sie eine Zehner- oder Zwanzigernote. Irgendwo, ganz klein und unscheinbar, werden Sie den Namen Orell Füssli finden. Und schon hatten Sie den erwähnten täglichen Kontakt. Und es wird an diesem Tag nicht der letzte bleiben.
Die Gelddruckerei hat beim Zürcher Unternehmen Tradition. Bereits 1848, lange vor der Einführung des Frankens auf nationaler Ebene, druckte es die erste Banknote für die Leih- und Sparkasse des Seebezirks im sankt-gallischen Uznach. Später stellte die Firma Geld für die 1907 gegründete Schweizerische Nationalbank her. Unter den Kunden gab und gibt es auch ausländische Auftraggeber, wie zum Beispiel Ungarn, dessen Noten Orell Füssli bis 1924 druckte. Oder Afghanistan und die Türkei.
Auch beim Plastikgeld gehörten die Zürcher zu den Anbietern der ersten Stunde. Bis in die 1980er-Jahre wurde Geld normalerweise am Bankschalter abgehoben. Erst mit der Einführung der Eurocheques, die man auf dem ganzen Kontinent einlösen konnte, kam Bewegung in den Markt. Beim Einlösen musste man eine Karte vorweisen, um sich zu identifizieren. Diese wurde aus Plastik hergestellt und enthielt einen Magnetstreifen, später einen Chip, damit sie nicht gefälscht werden konnte. In der Schweiz wurden die Schecks von Orell Füssli gedruckt. Mit diesem Engagement wurde das Interesse des Unternehmens an Plastikkarten geweckt; heute gehört deren Herstellung zum festen Repertoire der Firma.
Apropos Karten. Ein weiteres Standbein der Zürcher Firma sind geografische Karten. Bereits 1525 druckte Christoph Froschauer, ein eingewanderter Bayer, der seit 1519 das Zürcher Bürgerrecht besass, eine Karte des Heiligen Landes. Sie war Teil der Bibel von Huldrych Zwingli und nach der Vorlage von Lucas Cranach erstellt worden. Schnell merkten die Drucker, dass Karten beim Publikum gut ankamen. Kartografie wurde deshalb im 16. Jahrhundert bald zu einem relevanten Zweig innerhalb des Druckwesens. Erwähnenswert ist auch Froschauers Aktivität als Herausgeber der «Chronik der Alten Eidgenossenschaft» von Johannes Stumpf. Das 1547 erschienene Werk gilt bis heute als Meisterleistung der Schweizer Druckgeschichte und enthält zahlreiche topografische Karten, welche mittels Holzschnitt den Weg aufs Papier fanden. Die Froschauersche Druckerei übrigens wechselte in den folgenden Jahrhunderten mehrmals den Namen, bis sie 1735 von Conrad Orell und Hans Rudolf Füssli übernommen wurde.