Handzeichnung der helvetischen Revolution. Der Wagen der Freiheit bahnt sich einen Weg durch die Schweiz. Das sahen allerdings nicht alle Zeitgenossen so.
Schweizerisches Nationalmuseum

Frédéric-César de La Harpe

Er studierte in Tübingen, erzog den russischen Zaren Alexander und befreite das Waadtland von der Berner Herrschaft. Als Mitregent der Helvetischen Republik scheiterte de La Harpe jedoch.

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor.

Es waren eilig dahingeschrieben Sätze, mit denen Frédéric-César de La Harpe den Lauf der Geschichte zu ändern versuchte. Am 7. Januar 1800 verschanzte er sich mit zwei Getreuen im Direktorium der Helvetischen Republik. Die Pistole im Halfter, die Feder in der Hand. Ein Verlierer, der versuchte, die Spielregeln ein letztes Mal zu verbiegen, um doch noch an der Macht zu bleiben. Es gelang ihm nicht.

Frédéric-César de La Harpe wurde in Rolle, in der unter Berner Diktat stehenden Waadt, geboren. Einem Studium in Tübingen folgten Reisen nach Italien, dann die Emigration nach Russland. In Sankt Petersburg wurde er 1783 zum Erzieher Alexander P. Romanows – des künftigen Zaren. Ausgerechnet de La Harpe, einer, der gegen Gewaltherrschaft war, der von einer Waadtländer Rebellion gegen Bern träumte und die Neuigkeit von der Französischen Revolution mit Begeisterung aufnahm. Zwölf Jahre erzog der Waadtländer den russischen Thronfolger, dann brachte er die Revolution in die Schweiz: Er appellierte an Napoleon Bonaparte und erreichte, dass dieser Frankreich zur Schutzmacht der Waadt erklärte.

Herrenporträt von Frédéric-César de La Harpe, um 1870.
Schweizerisches Nationalmuseum

Wenig später fielen die Franzosen in der Schweiz ein. Die meisten Orte kapitulierten ohne grössere Gegenwehr. Den verzweifeltsten Widerstand leisteten die Nidwaldner. Frankreich installierte eine zentrale Regierung und Frédéric-César de La Harpe wurde als einer von fünf Direktoren berufen. Allerdings sind gute Revolutionäre nur selten gute Regenten. De la Harpe wollte eine Offensivallianz mit Frankreich eingehen, regierte autoritär und vor allem komplett an den Sorgen der Leute vorbei. «Unser Getreide ist gegessen, die Tiere geschlachtet, das Futter verzehrt. Kurz: drei Viertel unserer Mitbürger sind in der Misere», stellte Johann Rudolf Dolder, der Präsident des Direktoriums, fest. «Unser Geld ist weg, unsere Gesetze werden nicht beachtet, die Steuern nicht bezahlt und die Bevölkerung ist ganz einfach unzufrieden.» Dolder und ein weiterer Direktor traten deshalb zurück und das Parlament setzte de La Harpe und die beiden anderen mit deutlicher Mehrheit ab. Die drei verschanzten sich daraufhin im Direktorium, versuchten die Armee auf ihre Seite zu ziehen und schrieben eilig Beschlüsse, um sich selbst diktatorische Vollmachten zu geben. Es brachte nichts. De la Harpe war gescheitert und das Parlament setzte die Absetzung mit Gewalt durch. Trotzdem dauerte es nochmals drei Jahre, bevor die Schweiz einigermassen zur Ruhe kam. Der Waadtländer hingegen verschwand. 15 Jahre lang lebte er zurückgezogen bei Paris. Dann tauchte er wieder auf – 1815 am Wiener Kongress.

Die künstlich angelegte Insel in Rolle (VD), die den Namen des ehemaligen Mitglieds des helvetischen Direktoriums trägt.
Schweizerisches Nationalmuseum

Weitere Beiträge