Die Vermessungsarbeiten waren vor allem in den Alpen eine harte Sache. Hier ist Heinrich Eglof in der Gotthardregion aktiv. Das Bild entstand 1928.
swisstopo, Bildsammlung

Waghal­si­ge Kartografen

Am 14. Juli 1875 ist Henri Dufour gestorben. Seine im 19. Jahrhundert veröffentlichte Karte war das erste exakte geografische Abbild der Schweiz.

Andrej Abplanalp

Andrej Abplanalp

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums.

Gauillaume Henri Dufour war nicht nur ein guter Soldat und Diplomat, er war auch ein begabter Kartograf. Seine zwischen 1845 und 1865 publizierte Karte war das erste exakte geografische Abbild der Schweiz. Wenn man von der Dufourkarte spricht, vergisst man aber gerne, dass vor der Publikation des Werks das ganze Land vermessen werden musste. Für diese Jahrzehnte dauernde Arbeit brauchte es nicht nur viel Mut, sondern auch einen eisernen Durchhaltewille, Verhandlungsgeschick und Berge von Muskeln.

Unter der Leitung des jungen Astronomen Johannes Eschmann kämpften sich waghalsige Männer durch Schnee und Eis, Geröll und Flüsse, Wälder und Sümpfe, um die nötigen Daten für dieses historische Werk zu sammeln. Sie schleppten die schweren Vermessungsgeräte auf bisher unbestiegene Berggipfel, durch verlassene Täler und über gefährliche Gletscher. Zwei Männer bezahlten für dieses Unternehmen mit ihrem Leben. Der eine, Pierre Gobat, wurde 1832 auf dem Säntis von einem Blitz getroffen, der andere, Peter Anton Glanzmann, stürzte 1848 in den Bündner Alpen ab. Die Kartografen hatten aber nicht nur mit der Natur, sondern auch mit der Zivilisation zu kämpfen. Räuber überfielen die Vermessungstechniker und die einheimische Bevölkerung war ihnen nicht eben wohl gesinnt. Oft scheiterte das Vorhaben, Bauern oder Sennen anzuheuern, um die schweren Vermessungsgeräte zu tragen. Einige Alpenbewohner glaubten sogar, dass Eschmanns Männer Spione seien.

Porträt von Johannes Eschmann (1808 - 1852).
Schweizerisches Nationalmuseum

Porträt von General Henri Dufour.
Schweizerisches Nationalmuseum

Allen Widrigkeiten zum Trotz beschafften Eschmann und seine Mitstreiter die nötigen Daten und ermöglichten Dufour damit die Produktion eines Jahrhundertwerks. Dieses wurde 1855 an der Weltausstellung in Paris mit der Goldmedaille der Landkarten ausgezeichnet. 1863 erhielt der Kartograf sogar seinen «eigenen» Berg. Der Bundesrat taufte ihm zu Ehren das über 4600 Meter hohe Gornerhorn in Dufourspitze um. Es ist der höchste Berg der Schweiz. 2014 hat Dufour Gesellschaft von Henry Dunant erhalten. Die Gemeinde Zermatt und der Kanton Wallis benannten die Ostspitze, ebenfalls über 4600 Meter hoch, in Dunantspitze um. Die beiden Gipfel liegen nahe beieinander und irgendwie ist diese Nähe auch sinnbildlich für die Geschichte dieser beiden Männer: Sie gründeten 1863 gemeinsam das Rote Kreuz.

Ein Ausschnitt aus der Dufourkarte.
Schweizerisches Nationalmuseum

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