
Der Fechtmeister mit dem pädagogischen Flair
Wie der Basler Handwerker Joachim Meyer (1537–1571) ein Lehrbuch zum Schwertkampf herausgibt, das seiner Zeit in Sachen Didaktik einiges voraus ist.
Unterweisung mit dem Langschwert (Buch 1, Kap. 10)

1537 wird Joachim Meyer als Sohn eines Papierhändlers geboren. Er macht die Lehre zum Messerschmied. Seine Gesellenbruderschaft schickt ihn nach Strassburg, wo er 1560, kurz nach seiner Heirat mit Appolonia Rülmann, in die städtische Bourgeoisie aufsteigt. Nachdem er sich als Messerschmied etabliert hat, zeigt er parallel auch sein Können als «Freyfechter» und dann als Fechtmeister. Mit Genehmigung des Stadtrates organisiert er Fechtwettkämpfe (genannt «Fechtschul») in den Jahren 1561, 1563, 1567 und 1568.
1570 publiziert er beim Strassburger Verleger Thiebolt Berger mit kaiserlichen Privilegien ein Werk mit dem Titel «Gründtliche Beschreibung der freyen Ritterlichen und Adelichen Kunst des fechtens» (digitale Version). Das Werk ist Johan Casimir gewidmet, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern. Es beinhaltet 64 Holzschnitte des Schweizer Künstlers Tobias Stimmer, der für seine Gestaltung der astronomischen Uhr von Strassburg bekannt ist (obwohl diese Zuschreibung in der Forschung umstritten ist). Joachim Meyer verschuldet sich durch die Veröffentlichung der Schnitte und verpflichtet sich, seine Schulden bis Weihnachten 1571 zu begleichen. So willigt er ein, Strassburg 1570 zu verlassen und als Fechtmeister in den Dienst des Herzogs Johann Albrecht I. zu Mecklenburg in Schwerin zu treten. Davon erhofft er sich bessere Einkünfte und gute Verkaufsmöglichkeiten für sein Buch. Er stirbt mit 34 Jahren, vermutlich an den Folgen der winterlichen Reise durch das Kaiserreich, und erlebt damit nicht mehr, wie sein Werk berühmt wird und einen grossen Nachhall hinterlässt.

Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.