
Vom Kämpfer zum Model
In den 1980ern war der Fussballer ein Kämpfer, ein Jahrzehnt später ein sportlicher Popstar und heute ein Model. Die Wandlung des Männerbilds sieht man nirgends besser als auf dem Fussballplatz.
Der Kämpfer: 1980er-Jahre
Der Schnauz, dieses ausgestorben geglaubte Männlichkeitssymbol, erlebte ein Comeback; selbstverständlich zierte er auch In-Albons Oberlippe. Die Haare kurz, die Kleidung praktisch. «Moden gab es nicht», so der 40-fache Nationalspieler. Das erste Tattoo sah er an seinem GC-Mitspieler Wynton Rufer: «Wir haben den angeschaut, als komme er von einem anderen Planeten.» Über die heutige Generation, bei der ein unbemalter Körper eine Ausnahme ist, urteilt In-Albon so: «Die sind doch alle vermimöselet.» Zu Eisenfuss’ Zeiten hätten sie es wahrlich schwer gehabt.

Der Popstar: 1990er-Jahre
Inspiration sei in jener Zeit nicht von den Fussball-Weltstars gekommen. Schliesslich habe man seine Vorbilder mangels TV-Präsenz kaum je spielen sehen. Nur ausgesuchte Matches wurden hierzulande übertragen, die internationalen Stars konnte man fast nur an Welt- und Europameisterschaften in Aktion sehen. Deutlich prägender seien die Grössen aus Film und Pop gewesen: Leonardo DiCaprio oder eben die Boybands. Doch der Fussball holte in dieser Dekade rasant auf und erreichte immer weitere Bevölkerungsschichten. Wer auffallen wollte, musste mehr bieten, als nur mit der Mode zu gehen.
Als «unmännlich» sei das Auftreten der neuen Generation von den Arrivierten nie verschrien worden. «Sie fanden höchstens, dass es blöd aussehe», so der 13-fache Nationalspieler. Auch sei es damals ein riesiger Unterschied gewesen, ob man in Aarau, Sion oder Zürich gespielt habe: In den grösseren Städten folgten die Fussballer viel schneller den Modetrends, während sie anderswo noch verpönt waren. Wert legte man hauptsächlich auf Frisur und Kleidung. Der Körperkult von heute sei damals noch in weiter Ferne gewesen. Und das aus gutem Grund: «So fit waren wir ja damals dann doch nicht. Als ich einmal auf Paul Gascoigne traf, trug der auffällige wasserstoffblonde Haare – aber auch ein Bäuchlein».

Das Model: ab den 2000er-Jahren
Mode und Styling haben die Garderoben erobert. Pascal Schürpf, heute Stürmer in Luzern, hat damit kein Problem: «Ich finde es eher spannend, dass es so viele Spieler gibt, die sich intensiv mit Mode und Styling beschäftigen.» Schliesslich sei es deren Privatleben, und solange die Leistung stimme, sei daran nichts auszusetzen. «Sprüche in der Kabine gibt es deswegen jedenfalls keine.»
Der Körper ist das Kapital der Fussballer. Sie achten peinlichst auf ihre Ernährung und ihre Erscheinung. Bisweilen treibt das seltsame Blüten: Real-Madrid-Star Marco Asensio verpasste einst eine Champions-League-Partie, weil sich nach der Rasur der Beinhaare Pickel gebildet hatten. Man kann sich nur vorstellen, wie ein Trainer der alten Schule wie Felix Magath darauf reagiert hätte.
Auch Pascal Schürpf räumt ein: «Früher brauchte man sicher eine gröbere Verletzung, bis man zu einem Physio vorgelassen wurde.» Die heutigen Profis kennen ihren Körper besser und interessieren sich auch dafür, weil sie wissen, dass sie ohne die nötige Fitness keine Chance haben. Dank Social Media haben sie nun eine einfache Möglichkeit, sich ihren Fans zu präsentieren – gerne auch mit glatt rasiertem Oberkörper oder rosa T-Shirt.
