
Mann am Herd
Welche Männerbilder wurden in den 1950er-Jahren in populären schweizerischen Bildmedien verbreitet? Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren offenbar Alternativen zum traditionellen Familienvater gefragt und der Mann fand an den heimischen Herd.
Kleiner Mann – grosser Koch
«Variationen über das Schnitzel» scheint der nach reiflichem Studium gut ausgebildete Koch zu beherrschen, der auch über eine perfekt ausgestattete Küche verfügt. Allerdings wird ihm nahegelegt, beim Wenden eines Omelettes mit Hut und Handschuhen gewappnet zu sein, falls dieses bei zu viel Schwung an der Decke kleben und wieder herunterfallen sollte. Kochen als Kinderspiel, das der Mann souverän und elegant zugleich beherrscht, ohne jegliche Berührungsängste mit Heim und Herd.
Selbstversorger auf der Insel
Der aufgrund der äusseren Bedingungen zur Häuslichkeit gezwungene Schiffbrüchige lernt alles, was ein einsamer Mann auf einer Insel können muss: Getreide anpflanzen, ernten, mahlen und Brot daraus backen, natürlich im selbst gebauten Ofen. Auch Waschen, Nähen und Kochen muss der auf sich gestellte unfreiwillige Eremit: Kleider aus Fellen anfertigen, den berühmten Schirm und Hut zum Schutz gegen die brütende Sonne. Ganz unproblematisch ist die Aneignung dieser Fertigkeiten für den in Hausarbeit ungelernten Insulaner nicht, doch eignet er sich diese Kompetenzen trotz Rückschlägen nach und nach an. Alternativen gibt es schliesslich nicht.
Die Kreativität, mit der Robinson ans Werk geht, wurde auch in anderen Kinderbüchern immer wieder ins Bild gesetzt und es entstanden ikonische Bilder eines Selbstversorgers – trotz, oder vielleicht gerade wegen seiner Fähigkeit, aus damaliger Sicht «unmännliche» Arbeiten zu übernehmen, wird er zum Allrounder. Erst durch Bewältigung von Aufgaben wie Nahrungsversorgung, Bekleidung und Hygiene, die jahrhundertelang dem «weiblichen» Bereich zugeordnet wurden, kann er überleben.
Ein Puppenheim
Was ist passiert? War der Mann – in den 1950er-Jahren längst aus dem Grenzdienst des Zweiten Weltkriegs zurückgekehrt – spätestens jetzt auch wieder in sein traditionelles Rollenbild als Versorger und Familienvater geschlüpft? Hatte das patriarchale Frauen- und Familienbild der 1950er die während der kriegsbedingten Absenz der Männer errungene weibliche Emanzipation wieder eingeholt? Dass dieses Bild gerade an einer programmatischen Schau zur Frauenarbeit inszeniert wurde, ist kein Zufall, sondern bewusster Fingerzeig auf einen Missstand.
Der erschöpfte Mann
Seit Jahrhunderten pendeln Ideale der Männlichkeit zwischen unverletzlicher Stärke und offen gezeigter Schwäche. Die vierte Schau der beiden Gastkuratoren Stefan Zweifel und Juri Steiner im Landesmuseum unternimmt einen Streifzug durch die europäische Kulturgeschichte des Mannes. Seine Spuren finden sich durch die Jahrhunderte in Kunst, Geschichte, Literatur oder Kino.


