Wurst der Nation
Bei der Geschichte der Schweiz geht es auch um die Wurst. Ob Nationalgericht oder globalisierter Cervelat: Drin steckt einiges an helvetischer Identität.
Eine Task Force nahm sich des Problems an. Die fiebrige Suche der Wurst-Spezialistinnen und Wurst-Spezialisten führte 2008 endlich zu einem valablen Ersatz. Auch argentinische und uruguayische Därmen waren brauchbar. Unterdessen hatte die Krise dem Cervelat viel Aufmerksamkeit und eine markante Absatzsteigerung beschert. Die Wurst hatte sich dabei als nationale Institution entpuppt, die eine gehörige Portion Globalisierung enthält.
 
 Proletenfilet für alle
Rezepte für den Cervelat finden sich bereits in frühneuzeitlichen Kochbüchern. In seiner heutigen Form stammt er aber aus dem 19. Jahrhundert. Damals ermöglichte einerseits der Fleischwolf, die Füllmasse feiner zu zerhacken. Andererseits transformierten die Industrialisierung und Urbanisierung die Fleischwirtschaft grundlegend. Zentralisierte Schlachthäuser brachten verbindliche Hygieneregeln und Arbeitsprozesse. Eng definierte Produktionsstandards machten den Cervelat zur billigen Massenware. Den Fabrikarbeiterinnen und -arbeitern bot das sogenannte Proletenfilet eine Möglichkeit, trotz tiefem Lohn an tierische Proteine zu kommen.
 
 Herstellung einer Cervelat in der Metzgerei, 1985. SRF
Auch der Landjäger



