
Widerstand und Eitelkeit
Henri Guisan führte die Schweiz als General durch den Zweiten Weltkrieg. Seine Auftritte schwankten zwischen Widerstand und Eitelkeit.
Schweizer Nazis, deren Telefone abgehört wurden, planten 1941, Guisan umzubringen. Begreiflich, seit dem Rütlirapport von 1940 war der Oberbefehlshaber der Schweizer Armee zum Symbol des Widerstands geworden. Umbringen kann man einen Menschen jedoch nur, wenn man weiss, wo er sich bewegt. Es gab also gute Gründe, die Kommandoposten des Generals in Spiez, Gümligen, Interlaken und Jegenstorf ebenso geheim zu halten wie seine kleine Wohnung an der Schänzlihalde in Bern.
Nachrichten oder Bilder, die den General an seinen Standorten zeigten, waren unwillkommen. Auch sollte Henri Guisan nicht für kommerzielle Zwecke instrumentalisiert werden. Deshalb wurden von 1940 bis 1942 in mehreren Etappen folgende Bestimmungen ins schweizerische Pressenotrecht eingefügt (Note 8c des Kompendiums des schweizerischen Pressenotrechts):
Stellung des Generals
Verboten sind: Voranzeigen von Besuchen und Reisen des Generals mit Einschluss von Abnahme von Defilees, sofern sie nicht vom General selbst oder einem beauftragten Offizier bewilligt sind.
Jede Verwendung der Person des Generals zu Reklamezwecken, z.B. zur Werbung für Darstellungen einer Soldatenbühne usw., ist verboten.
Inserate für Darstellungen des Generals und anderer höchster Offiziere unterstehen der Vorzensur.


Auch im filmischen Bereich wurde darauf geachtet, dass die Inszenierung die richtigen Botschaften vermittelte. SRF
Geheime Diplomatie des Generals
Ein wenig Eitelkeit war auch dabei
Was bleibt? Eitle Anteile im Charakterbild des Menschen Guisan sind festzustellen. Problematischer, wenn auch zum Teil verständlich, waren die Misstrauensanteile, welche der Oberbefehlshaber gegenüber dem Bundesrat empfand. Ausschlaggebend aber war beides nicht. Schönes in Ehren zu halten, ist erst recht nicht ehrenrührig. Was mich betrifft, schliesse ich mich jedenfalls den Fernsehzuschauern durchaus an, die den grossen Waadtländer zu dem gekürt haben, was er ist und wohl bleiben wird, zum Romand du siècle.




