
Reformation auf dem Land
Während Zwingli in Zürich den Glauben medienwirksam reformierte, führten die veränderten Lebensumstände im 16. Jahrhundert auf dem Land zu kleineren und grösseren Reibereien.
Ein Sodom und Gomorra befürchteten diejenigen, die der alten Lehre nachtrauerten. Priester missachteten vermehrt ihr Gelübte des Zölibates. Dieses Konstrukt, welches bereits 500 Jahre zuvor eingeführt worden war, und sich niemand geringeren als den unverheirateten Jesus Christus zum Vorbild nahm, wurde oft durch ein Konkubinat umgangen.
Verliebter Priester und wankelmütige Gemeinden
Keine Kompromisse gab es auf Zürcher Boden. Dort wurde nur noch der reformierte Glauben geduldet. Eine schwierige Situation für die Landgemeinden, lebten in diesen oft Menschen beider Konfessionen. Nicht unüblich wechselten Gemeinden deshalb auch mal die Konfession. Dabei spielte wohl weniger der Glaube als vielmehr die Hoffnung auf wirtschaftliche Vorteile eine Rolle. Sehr zum Unmut der sich zum «neuen» Glauben bekennenden Grenzgemeinden blieb jedoch die Abgabe des Zehnten Bestandteil der neuen Ordnung.
Kampf und jede Seele
Die Eherichter im reformierten Zürich appellierten an Regula, ihre Geschwister und an ihren Vater das Kind doch in Niederweningen zu lassen. Vom unwilligen Kindsvater sei sowieso nichts zu erwarten. Sie stellten der alleinerziehenden Mutter eine Unterstützung durch die Almosenpflege in Aussicht. Auf keinen Fall sollte das Kind in der katholischen Nachbarschaft aufwachsen. Mit einer Anerkennung durch den Vater wäre das Kind für den reformierten Glauben verloren gewesen. Am 1. Juli 1651 wurde der Bub auf Geheiss der Behörden in Niederweningen getauft. Damit hatten die Reformierten einen «Sieg» erreicht.


