
Gestatten, Leonhard, Kriegsheld…
Jakob Leonhard hat im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten gekämpft. Oder doch nicht? Die mysteriöse Geschichte eines Zürcher Taxichauffeurs, der auszog, um als Held zurückzukehren.
TV-Doku zum Spanischen Bürgerkrieg. YouTube
Es scheint, als sei Jakob Leonhard auch der Umgang mit Arbeitskollegen schwer gefallen. «Bei seinen Kollegen war er nicht beliebt. Er hatte mehr Feinde als Freunde», erinnert sich Hans Raus, bei dessen Taxiunternehmer Leonhard fast drei Jahre gearbeitet hat. Er sei gerne auf seinen Vorteil bedacht gewesen. Immerhin, «als Chauffeur war ich mit ihm zufrieden».

«Bei Nacht und Nebel ging's damals los: Genf-Paris-Cebres-Barcelona und sofort an die Front von Huesca in Katalonien. Dort erhielt ich meine Feuertaufe. Bald wurde mir eine Mitrallieur-Kompanie anvertraut, mit der ich fast täglich Scharmützel, Gefechte und oft genug auch harte Kämpfe auszutragen hatte.»
Bei seiner Rückkehr 1937 in die Schweiz wird er vor ein Militärgericht gestellt, aus der Armee ausgeschlossen und zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Die Haftzeit wird später um einen Monat reduziert. Leonhard ist tief gedemütigt, hatte er doch in Spanien für Freiheit und Demokratie gekämpft...
«Als ich eines Tages von Berlin über Lindau nach Spanien zurückkehren wollte, wurde ich in Romanshorn verhaftet, wegen ‹Schwächung der schweizerischen Wehrkraft› vor Gericht gestellt und zu sieben Monaten Gefängnis verknurrt. Ein schöner Denkzettel! Ich brannte darauf, zu beweisen, dass ein Spanienfahrer kein schlechter Schweizer zu sein braucht — im Gegenteil! Weniger meine Abenteuerlust als meine politische Überzeugung hat mich nach Spanien getrieben.»


«Ich bin nie verwundet worden, ich hatte überhaupt nie ein Gewehr in der Hand. Auch Chauffeurdienste wollte ich im Heer nicht verrichten, ich wollte in Spanien überhaupt keinen Dienst tun.»
Er simuliert sogar, um nicht in den Kampf ziehen zu müssen.
«Anfangs März, als die Luft in Barcelona revolutionsschwanger wurde, begab ich mich zu einem Arzt, erzählte ihm meine ganze Geschichte und ersuchte ihn um Rat. Er wies mich wegen Blinddarmentzündung in das General-Hospital Cattalena ein. Hier blieb ich vom 25. März ununterbrochen bis 6. Juli. Gefehlt hat mir in Wirklichkeit nichts.»

«Fräulein Künzler habe ich aus Spanien 2 oder 3 Briefe geschrieben. Aus dem Spital glaublich 1 oder 2. Ich habe ihr geschrieben ich sei verwundet im Spital, ich hätte einen Bauchschuss bekommen. Das gleiche schrieb ich auch meiner Frau. So schrieb ich ihr unmittelbar nach einem Bombardement Barcelona's, ich sei in Madrid im Krieg gewesen und sei jetzt im Urlaub in Barcelona.»
Postkarte als Beweis
Seine «Begabung» zu lügen brachten ihn 1937 ins Gefängnis. In den 1940er-Jahren wäre deswegen fast hingerichtet worden. Aber das ist eine andere Geschichte...


Im zweiten Teil erfahren Sie, wie aus dem Hochstapler Jakob Leonhard ein Doppelagent wurde, der die Nazis mit falschen Informationen belieferte und dafür zum Tod verurteilt wurde. Sein Leben hing während Wochen an einem seidenen Faden...