
Geburt einer Legende
Seit dem 15. Jahrhundert wird im Kloster Fischingen die Heilige Idda von Toggenburg verehrt. Ihre Legende wurde erfunden, um das Kloster attraktiver zu machen.

Zu jener Zeit war Fischingen ein Doppelkloster. Die Frauen dort bitten Idda, sie möge sich ihnen anschliessen. Sie entspricht diesem Wunsch, besteht aber auf einer Zelle, in die keiner von aussen eintreten kann. Hier versucht sie der Teufel, er verschüttet ihr Essen und erstickt das Feuer. Idda schreit ihre Angst und Not aus dem Redfenster ihrer Klause auf den Friedhof hinaus. Da öffnet sich ein Grab und es entsteigt einer, der sich als «Toggenburger» vorstellt. In der Hand trägt er ein Licht, das er Idda überreicht.


Dass sich die Geschichte gerade 1580 zugetragen haben soll, ist kein Zufall: Das war die Zeit der Gegenreformation und die katholische Kirche verteidigte sich mit allen Mitteln, um ihre Bedeutung im Volk zu stärken.

Was ist die Bedeutung der Idda-Geschichte heute? Es geht nicht um historische Wahrheit: «Die Legende von der Heiligen Idda ist die Geschichte einer Frau, die ein schweres Schicksal erleidet. Sie findet ihren eigenen Weg durch die Dunkelheit und gewinnt ein eigens Leben zurück». Eine feministische Heilige? «Wenn sie das so sehen wollen», meint Pater Gregor.
Übrigens, der Brauch mit den Füssen im Sarkophag dürfte sich im Lauf der Zeit entwickelt haben, da der Sarkophag ja leer war. «Ich vermute, dass irgend ein Pilger mit wunden Füssen oder Blasen gemerkt hat, wie wohltuend und kühlend der Sandstein ist. Andere haben es ihm nachgemacht und schon ist eine Tradition da. Der ausgetretene Stein zeigt einfach, dass die Übung schon seit sehr langer Zeit besteht», sagt Pater Gregor. Also auch hier spielten profane Gründe letztlich die Hauptrolle...