
Sport und Politik — eine (un)glückliche Beziehung?
Die diesjährige Ausrichtung der Olympischen Spiele und der Fussball-WM in den autoritären Staaten China und Katar sorgt für kontroverse Diskussionen über die politische Einflussnahme im Sport. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Sport und Politik gingen schon immer Hand in Hand.
Wenn in den nächsten zwei Wochen Marco Odermatt auf der Skipiste oder Melanie Hasler im Bobkanal um olympische Ehren kämpfen, werden sie dies kaum aus politischen Gründen tun. Sie starten zwar unter Schweizer Flagge und repräsentieren in den Augen der Öffentlichkeit unser Land auf internationalem Parkett, ihre Schwünge nach links und nach rechts während eines Rennens würden aber nur Leute mit viel Fantasie politisch interpretieren.
Demnach sind sportliche Handlungen von Athletinnen und Athleten an sich nicht politisch, aber...
Kurz gesagt, bewegt sich der Sport in einem Dreieck der M: Masse (im Sinne von Zuschauerinteresse und entsprechendem medialem Interesse), Märkte (also wirtschaftliche Interessen) und Macht (im Sinne gesellschaftlicher und politischer Interessen bzw. Einflussnahme). Die Masse ist in diesem Dreieck die Basis für die beiden anderen M, denn Masse ist das, was politische Player brauchen, um sich präsentieren zu können. Der Sport ist dazu deshalb auch ideal, weil er vordergründig als sportlicher Wettkampf wahrgenommen wird und nicht als politische Veranstaltung.
Demnach sind sportliche Handlungen von Athletinnen und Athleten an sich nicht politisch, aber...
- ...der Sport widerspiegelt immer gesellschaftliche Vorstellungen über den Körper, über das Geschlecht oder die Herkunft. So geht die Einteilung in «typische» Männer- und Frauensportarten wie Fussball beziehungsweise Rhythmische Gymnastik auf biologistische Vorstellungen und entsprechende Geschlechterrollenverständnisse aus dem 19. Jahrhundert zurück. In den letzten 50 Jahren wurden solche Vorstellungen in einigen Sportarten überwunden, im Sport machten sich die allgemeinen gesellschaftspolitischen Kämpfe und Entwicklungen ebenfalls bemerkbar.
- ...Sportlerinnen und Sportler, aber auch Politikerinnen und Politiker nutzen die Bühne Sport aufgrund des grossen Zuschauer- und Medieninteresses für ihre politischen Botschaften.
- ...schon alleine die Vergabe von Sportveranstaltungen ist immer ein Politikum: Eine Vergabe in autoritär geführte Länder wirft vor allem in der westlichen Welt Fragen zu den Menschenrechten auf, Austragungskandidaturen werden zudem von der Politik protegiert und finanziell unterstützt.
- ...die Aufnahme eines Territoriums, das sich neu als unabhängiger Staat definiert, in einen internationalen Verband wird als politisches Statement gewertet, wenn der Status dieses Territoriums in der Weltgemeinschaft umstritten ist (siehe Kosovo und Taiwan).
Kurz gesagt, bewegt sich der Sport in einem Dreieck der M: Masse (im Sinne von Zuschauerinteresse und entsprechendem medialem Interesse), Märkte (also wirtschaftliche Interessen) und Macht (im Sinne gesellschaftlicher und politischer Interessen bzw. Einflussnahme). Die Masse ist in diesem Dreieck die Basis für die beiden anderen M, denn Masse ist das, was politische Player brauchen, um sich präsentieren zu können. Der Sport ist dazu deshalb auch ideal, weil er vordergründig als sportlicher Wettkampf wahrgenommen wird und nicht als politische Veranstaltung.


Aufgrund dieser finanziellen Potenz haben zumindest die grossen Verbände ein gewisses Standing gegenüber der Politik. Nichtsdestotrotz muss sich jeder Sportverband mit den lokalen Gesetzen und den politischen Autoritäten arrangieren, weil der Staat seit jeher ein wichtiger Geldgeber und Förderer des Sports ist. In der Schweiz finanziert er massgeblich Sportstätten für den Breitensport, während er im Profisport Spitzenathleten gezielt fördert. 2021 sah sich Sportministerin Viola Amherd gezwungen, aufgrund der Missbrauchsfälle im Schweizerischen Turnverband zu intervenieren und eine verstärkte Aufsichtsfunktion des Staates im Bereich Sportethik durchzusetzen.




Swiss Sports History

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Swiss Sports History, dem Portal zur Schweizer Sportgeschichte, entstanden. Die Plattform bietet schulische Vermittlung sowie Informationen für Medien, Forschende und die breite Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter sportshistory.ch.