
Die frühe Fussballnation Schweiz
Der Schweizerische Fussballverband wurde am 7. April 1895 gegründet. Die Verbreitung des Fussballs in der Schweiz geschah aber schon einige Zeit vorher und ist auf die starke internationale Verflechtung des Landes im 19. Jahrhundert zurückzuführen.
Umgekehrt gab es auch Schweizer – verhältnismässig aber viel weniger –, die bei ihren Aufenthalten in Grossbritannien den Fussball kennengelernt hatten und ihn später in der Heimat propagierten. Beispielsweise Treytorrens de Loys. Der Romand studierte in den 1880er-Jahren am King's College in London Ingenieurwesen und machte danach Karriere in der Schweizer Armee. 1913 wurde er zum Oberstdivisonär befördert und kommandierte im Ersten Weltkrieg die 2. Division der Schweizer Armee. Der Offizier brachte die Liebe zum Fussball zurück in die Heimat und auch durch ihn entstand in höheren Militärkreisen nach und nach ein gewisses Verständnis für diesen Sport.
Die Begrifflichkeiten des frisch importierten Spiels waren natürlich allesamt auf Englisch. Nicht nur die Bezeichnung des Sports im Schweizerdeutschen – «tschuute» bzw. «tschutte», «schuute» oder «schutte» – stammt aus dem Englischen («to shoot»), sondern auch Begriffe wie Penalty, Corner oder Goalie sind im Schweizer Fussball bis heute Usus. Die Schweizer Fussballpioniere sprachen auch nicht vom «Fussball» sondern vom «Football-Spiel», die Vereine wurden teilweise mit englischen Namen wie Old Boys Basel oder Grasshoppers Club Zürich getauft, der Fussballverband hiess bei seiner Gründung 1895 noch Schweizerische Football-Association und der Verteidiger wurde back genannt.


Fussballspiel von 1897. Regeln beachtet? Ja. Leistungsvergleich? Na ja... YouTube
Obwohl auch die Turner, die wie die Fussballer oft aus dem Bürgertum stammten, ebenfalls das Ideal der «Körpererziehung» propagierten und es auch Turnlehrer waren, die Fussball in den Schulen spielen liessen, bekämpfte die mächtige und nationalkonservativ orientierte Turnbewegung das neuartige Fussballspiel zunächst massiv: Es sei eine einseitige, gefährliche und unschweizerische Sportart, da es sich um ein fremdländisches Importprodukt handle. Fussballer würden sich zudem nur zum Vergnügen körperlich ertüchtigen anstatt sich auf staatsbürgerliche Pflichten wie den Wehrdienst vorzubereiten. Der wachsenden Popularität des Fussballs tat dies jedoch keinen Abbruch: Heute gehört er zu den beliebtesten Sportarten des Landes, jedes Wochenende «schutten» 280’000 Aktive zusammen und gegeneinander.
Swiss Sports History

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Swiss Sports History, dem Portal zur Schweizer Sportgeschichte, entstanden. Die Plattform bietet schulische Vermittlung sowie Informationen für Medien, Forschende und die breite Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter sportshistory.ch.


