
Der Wald der Schwarzen Spinne
In Gotthelfs Novelle «Die Schwarze Spinne» geht es um Gier, Zwietracht und die Macht der Seuche. Der Autor verarbeitet darin aber auch seine Enttäuschung über die ungebremste Abholzung der Berner Wälder.


Mein Schloss ist fertig, doch noch eines fehlt, der Sommer kömmt, und droben ist kein Schattengang. In Zeit eines Monates sollt ihr mir einen pflanzen, sollt hundert ausgewachsene Buchen nehmen aus dem Münneberg mit Ästen und Wurzeln und sollt sie mir pflanzen auf Bärhegen, und wenn eine einzige Buche fehlt, so büsst ihr mir es mit Gut und Blut.
Der in Deutschland erfolgreiche, in seiner Heimat zu Lebzeiten jedoch unpopuläre Dichter erlebt in diesen Jahren eine Renaissance. 1911 wird eine Gesamtausgabe seiner Werke initiiert, Die Schwarze Spinne ist längst als Meisterwerk anerkannt. Bis heute fasziniert die Novelle. Die Corona-Pandemie gab der Seuchengeschichte einen neuen Popularitätsschub, Regisseur Markus Fischer verfilmte sie 2021. Ihre Themen sprechen auch im 21. Jahrhundert ein breites Publikum an: der Teufelspakt, Sündenböcke, gesellschaftlicher Zerfall, der Umgang mit dem Fremden und der selbstbestimmten Frau. Vor allem aber sind die von Gotthelf beschriebenen Eingriffe der Menschen in die Natur und die desaströsen Folgen von beklemmender Aktualität.
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Trailer des Schweizer Spielfilms «Die Schwarze Spinne» von 2022. AscotElite / YouTube


