
Ein Baron auf Reisen
Jean-Baptiste Tavernier war im 17. Jahrhundert berühmt für seine Reisen bis nach Indien. In Aubonne wollte sich der Abenteurer und Buchautor zur Ruhe setzen. Doch die Sesshaftigkeit hielt nicht lange.
Die Faszination des Reisenden für den «Orient» war gerade erst entstanden. Im Laufe der Jahre reiste er bis nach Indien und Java und schloss sich 1632 dem Zürcher Uhrmacher Johann Rudolf Stadler auf dem Weg nach Persien an. Als Juwelenhändler in Indien, wo er am Hof des Grossmoguls lebte, erwarb er 1668 in Hyderabad einen sagenhaften Diamanten von 45,52 Karat. Es ist ein Edelstein, um den sich die Legende rankt, dass er von der Stirn einer Statue des Gottes Vishnu gestohlen worden war. Der Abenteurer brachte den tiefblau leuchtenden Diamanten und viele andere wertvolle Steine mit nach Europa und präsentierte sie Ludwig XIV.


Der Kanton Waadt gefiel dem Baron, doch mit den Jahren kehrte die Reiselust zurück. Oder war es das schwindende Vermögen? Tavernier verkaufte das Anwesen in Aubonne 1685 an Marquis Henri du Quesne (1642-1722), einen protestantischen Marineoffizier, der nach der Aufhebung des Edikts von Nantes in die Schweiz geflohen war. Danach verliert sich seine Spur.


Bekannter ist hingegen das Schicksal des Blauen Diamanten. Der Edelstein war im französischen Königshaus geblieben und verschwand in den Wirren der französischen Revolution 1789. Anfang des 19. Jahrhunderts tauchte der Stein in London wieder auf und wurde vom englischen Bankier Thomas Hope gekauft. Sein neuer Besitzer gab dem Prunkstück einen neuen Namen: Hope-Diamant. Danach wechselte der Edelstein mehrmals den Besitzer und wird heute im National Museum of Natural History in Washington aufbewahrt. Es wird gemunkelt, dass auf dem Diamanten ein Fluch liege, da er «einem Gott gestohlen wurde», aber das ist eine andere Geschichte.

Mit dem Wechsel der Regierung 1803, wurde die Situation von Schloss Aubonne heiss diskutiert. Aufgrund des fortgeschrittenen Verfalls versuchten die kantonalen Behörden das Gebäude bereits ein Jahr später zu verkaufen. Ohne Erfolg. Die Versuche, sich von einem Anwesen zu trennen, dessen Restaurierungskosten besonders hoch waren, gingen bis 1835 weiter. Zu diesem Zeitpunkt kaufte die Gemeinde Aubonne das Gebäude mit dem Ziel, seine Keller zu nutzen, um dort den Wein aus den lokalen Produktionen lagern. Heute ist das Gebäude als Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung eingetragen und beherbergt eine Sekundarschule sowie mehrere öffentliche Räume.