Schlacht bei Murten. Die Abbildung (Ausschnitt) aus der Luzerner Schilling-Chronik beruht auf der grossen Schlachtdarstellung von 1480 im Freiburger Rathaus.
Schlacht bei Murten. Die Abbildung (Ausschnitt) aus der Luzerner Schilling-Chronik beruht auf der grossen Schlachtdarstellung von 1480 im Freiburger Rathaus. Korporation Luzern

Die Schlacht von Murten

In der Schlacht von Murten am 22. Juni 1476 schlug das eidgenössische Heer jenes von Karl dem Kühnen von Burgund. Die Schlacht markierte den Anfang vom Ende Burgunds als europäische Grossmacht und wurde zu einem Eckpfeiler des Nationalstolzes in der traditionellen Schweizer Geschichtsschreibung.

James Blake Wiener

James Blake Wiener

James Blake Wiener ist Historiker, Mitbegründer der World History Encyclopedia, Autor und PR-Spezialist, der in Europa und Nordamerika als Dozent tätig ist.

Webseite: worldhistory.org
Nach dem Überraschungsangriff der Eidgenossen auf die burgundischen Truppen bei Grandson im März 1476 brachte sich Karl mit den Resten seiner Armee in der Stadt Lausanne in Sicherheit. Trotz grosser Verluste wollte sich Karl die Niederlage nicht eingestehen. Er glaubte, mit einer koordinierten militärischen Offensive durch die heutigen Kantone Waadt und Freiburg und einem anschliessenden Angriff auf Bern rasch die strategische Oberhand zurückgewinnen zu können. Bern war in seinen Augen das Zentrum der eidgenössischen Macht und der Feindseligkeit – es musste ein für alle Mal zerstört werden. Karl spielte auf Zeit, indem er ein neues Heer von über 20'000 Mann aus ganz Westeuropa aufstellte. Trotz der Katastrophe von Grandson verfügte Karl über die modernsten Truppen im Europa der 1470er-Jahre. Sein Söldnerheer umfasste nicht nur gut ausgebildete Kavalleristen, sondern auch Infanteriebataillone und Artillerieingenieure. Sogar eine Einheit von erfahrenen englischen und walisischen Bogenschützen war Teil seines Heers. Zudem unterstützten erfahrene Militärs wie Jacques von Savoyen, Graf von Romont, und Karls unehelicher Bruder Antoine von Burgund die burgundischen Bemühungen gegen die Eidgenossenschaft.
Karl der Kühne, Porträt um 1460, ein Werk von Rogier van der Weyden.
Karl der Kühne, Porträt um 1460. Gemäldegalerie Berlin, © bpk-Bildagentur
Im Frühjahr 1476 marschiert Herzog Karl der Kühne in prachtvoller Rüstung mit seinem burgundischen Heer in Savoyen ein. Im Hintergrund der Genfersee. Abbildung aus der Amtliche Berner Chronik von Diebold Schilling.
Im Frühjahr 1476 marschiert Herzog Karl der Kühne in prachtvoller Rüstung mit seinem burgundischen Heer in Savoyen ein. Im Hintergrund der Genfersee. Abbildung aus der Amtliche Berner Chronik von Diebold Schilling. Burgerbibliothek Bern
Um seine materiellen Verluste von Grandson zu kompensieren, ordnete Karl an, jegliche Artillerie aus den Städten Dijon und Nancy sowie dem Herzogtum Luxemburg nach Lausanne zu schicken. Mailand, Venedig, Aragón, Savoyen und das Papsttum stellten ihrem burgundischen Verbündeten Kapital, Waffen und Kämpfer zur Verfügung. Nachdem er sein Heer in vier aktive und ein Reservekorps aufgeteilt hatte, wurde Karls Glaube an einen endgültigen Sieg über die Eidgenossen unverrückbar. Am 27. Mai 1476 startete Karl einen neuen Feldzug. Die Eidgenossen hatten Karls Zugang zu Bern über Grandson und Neuenburg erfolgreich blockiert. Karl musste also südlich des Neuenburgersees, über Murten oder Freiburg vorrücken. Er entschied sich für die Route näher am Neuenburgersee. Dieser Plan würde seine Truppen direkt nach Murten führen. Wenn er die strategisch wichtige Seestadt einnehmen könnte, würde das seine Position gegenüber Bern sichern und einen Gegenangriff von hinten verhindern.
Auschnitt mit Murtensee und Neuenburgersee aus der (nach Süden orientierten) «Schöpfkarte» von 1578.
Auschnitt mit Murtensee und Neuenburgersee aus der (nach Süden orientierten) «Schöpfkarte» von 1578. Universitätsbibliothek Bern
Nach dem Sieg über die Burgunder bei Grandson waren die Eidgenossen gegenüber dem immer noch sehr starken Gegner vorsichtig. Sie waren zu Recht davon ausgegangen, dass die Burgunder erneut in ihr Gebiet einfallen würden. Sie ahnten gar, dass Karl entweder Freiburg oder Murten belagern würde, bevor er versuchte, nach Bern vorzudringen. Um der drohenden burgundischen Aggression zu begegnen, besetzten die Berner beide Städte mit Garnisonen. In Murten ernannten die Berner im April 1476 den politisch versierten Adrian von Bubenberg zum Oberbefehlshaber. Er brachte zusätzliche 1500 Mann in die Stadt. Von Bubenberg war von Haus aus militärisch geprägt und durch seine diplomatischen Dienste und Reisen nach Burgund selber Zeuge der Brutalität der burgundischen Armee geworden. Er ordnete daher unverzüglich die Verstärkung der Burg, der hohen Stadtmauern und der Wälle von Murten an. Es zeigte sich aber, dass die Garnison mehr Steine benötigte, um die Stadt zu schützen. Nach einer Abstimmung willigte von Bubenberg ein, die französischen Kirche von Murten abzubrechen um deren Steine für die militärische Verteidigung zu nutzen. Von Bubenberg ist es zu verdanken, dass Murten vor Beginn der Belagerung über grosse Vorräte an Schiesspulver sowie zahlreiche Kanonen und andere Waffen verfügte. Er sorgte sogar dafür, dass Murten seine Versorgungsketten auch während des Angriffs offen halten konnte. So konnte sich die Stadt verteidigen und den Burgundern schwere Verluste zufügen, bevor die eidgenössischen Truppen zur Hilfe kommen würden. Von Bubenbergs Garnison errichtete daraufhin Bastionen und Schanzen vor den beiden Toren der Stadt.

Wenn du dieses unbesieg­ba­re Volk [die Eidgenos­sen] angreifst, kannst du nicht über sie siegen… Du wirst niemals entkommen… Man wird die Geschich­te erzählen, wie ein mächtiger Fürst von Bauern besiegt wurde.

Auszug aus einem Brief von König Matthias Corvinus von Ungarn an seinen Verbündeten Karl den Kühnen im Mai 1476

Eine tödliche Belage­rung nimmt ihren Lauf

Die 72 Kilometer zwischen Lausanne und Murten entlang der Broye legten Karl und seine rund 21'000 Mann starke Armee in 14 Tagen zurück. Sie töteten Hunderte von Dorfbewohnern, plünderten Kirchen und Klöster und steckten alles in Brand, was sich ihnen in den Weg stellte. Wie es ihrem Ruf entsprach, waren die Truppen Karls brutal und ohne Disziplin. Einige Forschende sind der Ansicht, dass die extreme Langsamkeit der burgundischen Truppen nicht auf exzessive Plünderungen zurückzuführen war, sondern vielmehr auf unzählige internen Schlägereien zwischen Männern verschiedener Nationalitäten. Bei einem tödlichen Aufstand starben an einem einzigen Tag etwa 125 Männer aus Italien und Deutschland.
Karl der Kühne hält vor dem Zug nach Murten von der Kanzel herab eine Mahnrede an die vor Lausanne zusammengezogenen burgundischen Truppen
Karl der Kühne hält vor dem Zug nach Murten von der Kanzel herab eine Mahnrede an die vor Lausanne zusammengezogenen burgundischen Truppen. Abbildung aus der Eidgenössischen Chronik des Luzerners Diebold Schilling, um 1513. Korporation Luzern
Am 9. Juni erreichten die Burgunder endlich Murten und begannen mit der Belagerung. Im ersten Feuergefecht tötete von Bubenbergs Garnison fast 50 Soldaten. Von Bubenberg und seine Soldaten wussten, dass ihr Leben davon abhing und kämpften mit rücksichtsloser Präzision. Ihr ununterbrochenes Kanonenfeuer hinderte die Burgunder daran, die Mauern von Murten zu überwinden. Die Berner waren mit ihren kleinen Kanonen und Feuerwaffen so erfolgreich, dass Karl den Bau eigener Schanzen anordnete, damit seine Männer versuchen konnten, die Mauern der Stadt unter minimalem Schutz zu erklimmen. Die hohe Moral der Berner begann zu schwinden, als am 17. Juni die massiven Kanonen der Burgunder vor Murten eintrafen. Sie richteten schweren Schaden an, zerstörten einen Turm und brachten eine Mauer zum Einsturz. Am nächsten Tag ordnete Karl einen massiven Angriff auf Murten an, um von den Fortschritten seiner Artillerie zu profitieren. Mit Äxten, Bögen und Leitern versuchten die Burgunder, in der Stadt strategisch Fuss zu fassen, doch scheiterten sie erneut an der Schweizer Treffsicherheit.
Belagerung von Murten. Rechts hinten das herzogliche Hauptlager, auf dem Hügel Karls hölzernes Zelthaus. Abbildung aus der Eidgenössischen Chronik des Luzerners Diebold Schilling, um 1513.
Belagerung von Murten. Rechts hinten das herzogliche Hauptlager, auf dem Hügel Karls hölzernes Zelthaus. Abbildung aus der Eidgenössischen Chronik des Luzerners Diebold Schilling, um 1513. Korporation Luzern
Die Lage in Murten war ernst – wenn nicht bald Verstärkung der Eidgenossen eintraf, konnte Murten dem Ansturm nur noch wenige Tage standhalten. Von Bubenberg sandte am 19. Juni eine dringende Nachricht nach Bern, in der er um sofortige Hilfe bat. Dass das Glück auf seiner Seite stand, ahnte er noch nicht, denn am Vortag hatte sich eine grosse Zahl von Soldaten aus Schwyz, Unterwalden, Luzern und Uri vor Bern versammelt. Hans Waldmann, der die eidgenössische Garnison in Freiburg beaufsichtigt hatte, brachte ein kleines Kontingent von Männern aus Freiburg und Zürich mit. Innerhalb weniger Stunden trafen auch Soldaten aus Glarus, Biel, Solothurn, Basel, St. Gallen und Zug ein. Auch Herzog René II. von Lothringen und Graf Jean de Montsalvens von Greyerz sagten den Eidgenossen ihre Unterstützung bei der Vertreibung der Burgunder zu. Kavallerie-Bataillone und andere bewaffnete Einheiten kamen somit vom Elsass und aus Lothringen, aber auch aus den vier Waldstädten am Hochrhein und der Grafschaft Hauenstein. Besonders hervorzuheben sind die Zürcher Truppen unter der Führung von Heinrich Göldli, die fast 140 Kilometer zurücklegten, um am 21. Juni bei schlechtem Wetter vor Gümmenen (BE) auf das Hauptkontingent der eidgenössischen Truppen zu treffen. Die Gesamtzahl der eidgenössischen Männer und ihrer Verbündeten belief sich auf rund 24'000. Das grösste Kontingent stammte aus Bern und umfasste rund 8000 Mann, während die königliche Kavallerie aus dem Elsass und Lothringen rund 1900 Mann umfasste. Die Eidgenossen waren also zahlenmässig stärker, doch die Burgunder hatten mit ihrer überlegenen Artillerie und Kavallerie einen deutlichen Vorteil.

Ihr Bauern von Bern, gebt Stadt und Schloss auf! Wir kommen bald in die Stadt und werden euch einfangen, töten und an der Gurgel aufhängen.

Notiz an burgundischen Pfeilen, die während der Belagerung auf Murten abgeschossen wurden.
Zur Einschüchterung der Belagerten schiessen die Burgunder Zettel an Pfeilen befestigt in die Stadt. Abbildung aus der Silbereisen Chronik, 1572.
Zur Einschüchterung der Belagerten schiessen die Burgunder Zettel an Pfeilen befestigt in die Stadt. Abbildung aus der Silbereisen Chronik, 1572. Aargauer Kantonsbibliothek

Die Schlacht von Murten

Am Morgen des 22. Juni 1476 versammelten sich die Eidgenossen und ihre Verbündeten zum Kampf und teilten sich in drei verschiedene Formationen auf: die Vorhut, angeführt von Hans von Hallwyl von Bern, mit 5000 Mann aus Schwyz, Freiburg und Bern, die mit Piken, Armbrüsten und Arkebusen kämpften und von 1500 Rittern begleitet wurden; der Gewalthaufen mit mehr als 11’000 Mann, die Hellebarden und Piken schwangen und die Nachhut, angeführt vom Luzerner Kaspar von Hertenstein, mit etwa 6500 Mann, die ebenfalls Hellebarden und Piken trugen. Da der 22. Juni ein religiöser Feiertag war – das Fest der zehntausend Märtyrer –, hatten Karl und seine Generäle nicht erwartet, dass die Schweizer kämpfen würden. Ausserdem hatte Karl es versäumt, auf die von den seinen Spähern beobachteten Bewegungen der eidgenössischen Truppen zu reagieren, so dass die meisten burgundischen Stellungen um Murten nur unzureichend bewacht waren. Die Schnelligkeit des Angriffs der eidgenössischen Vorhut aus dem Birchenwald überraschte die burgundischen Soldaten und sie waren nicht in der Lage, rechtzeitig ihre Rüstungen anzulegen oder ihre Waffen zu sammeln, um den Angriff abzuwehren. Die burgundische Feuerkraft war zwar treffsicher und tödlich, aber wegen des ständigen Nachladens unhandlich.
Das Schlachtfeld bei Murten vom See aus gesehen. Kupferstich von Martin Martini, um 1600.
Das Schlachtfeld bei Murten vom See aus gesehen. Kupferstich von Martin Martini, um 1600. Zentralbibliothek Zürich
Karl selbst verlor beim Angriff der Eidgenossen wertvolle Zeit, weil er es vorzog, seine besondere Rüstung anzulegen, anstatt seine Truppen in Stellung zu bringen. Die Vorhut und der Gewalthaufen der Eidgenossen stürmten mühelos die burgundische Verteidigungsbarriere – den sogenannten «Grünhag» – wo sie ihre Kanonen aufbewahrten. Von dort aus schlugen die Eidgenossen mit Leichtigkeit und grosser Grausamkeit auf die starke burgundische Kavallerie ein. Als ein koordinierter Gegenangriff der Reste der burgundischen Kavallerie scheiterte, strömten die Männer aus den zerstörten Stadtmauern von Murten und schlossen sich ihren Waffenbrüdern an. Karl floh so schnell er konnte zu Pferd aus seinem Lager auf der oberhalb der Stadt gelegenen Bodemünzi. Die von Jacques von Savoyen befehligte savoyardische Division hatte inmitten des Gemetzels Glück: Sie befand sich auf der Nordseite der Belagerung und entkam relativ unversehrt, indem sie sich um den Murtensee herum nach Romont (FR) zurückzog.
Die Eidgenossen durchbrechen den «Grünhag». Detail aus dem Murtendiorama von Curt F. Kollbrunner
Die Eidgenossen durchbrechen den «Grünhag». Detail aus dem Murtendiorama von Curt F. Kollbrunner, bestehend aus rund 6000 Figuren, im Landesmuseum Zürich. Schweizerisches Nationalmuseum
Wenige Monate vor der Schlacht bei Murten hatte die Tagsatzung im März 1476 die Regeln des Krieges, die zuvor im Sempacherbrief von 1393 festgelegt worden waren, angepasst. Ein Grossteil der Änderungen betraf den Umgang mit feindlichen Kämpfern im Krieg: Während der Schlacht durften keine Gefangene gemacht werden und die Vernichtung möglichst vieler feindlicher Soldaten wurde als wünschenswert erachtet. Mit dieser gesetzlich verankerten Rechtfertigung von Gewalt verfolgten die Eidgenossen die Burgunder in der Schlacht von Murten ohne jede Gnade. Die Eidgenossen töteten Hunderte von burgundischen Soldaten, die sich ohne Waffen und Rüstung auf dem Schlachtfeld niedergelassen hatten, in der Hoffnung, gefangen genommen zu werden. Hunderte andere – meist Söldner aus der Lombardei – ertranken wegen ihrer schweren Rüstung, als sie einen überstürzten Rückzug über den Murtensee versuchten. Die eidgenössischen Schiffer töteten auch diejenigen, die ihre Rüstung abgelegt hatten, bevor sie ins Wasser stiegen. Jahrhundertelang wurden deren Knochen am Seeufer angespült.
Hunderte Burgundische Soldaten ertrinken wegen ihrer Rüstung im Murtensee. Ausschnitt aus einer Abbildung aus der Eidgenössischen Chronik des Luzerners Diebold Schilling, um 1513.
Hunderte Burgundische Soldaten ertrinken wegen ihrer Rüstung im Murtensee. Ausschnitt aus einer Abbildung aus der Eidgenössischen Chronik des Luzerners Diebold Schilling, um 1513. Korporation Luzern
Die Eidgenossen massakrierten die Burgunder, wo immer sie sich versteckt hielten: in Öfen, in verlassenen Scheunen und sogar in Kastanienbäumen. In der Schlacht bei Murten starben schätzungsweise 10'000 burgundische Soldaten, die Verluste der Eidgenossen beliefen sich auf weniger als 600 Mann. Die Eidgenossen hatten sich für die Hingerichteten von Grandson gerächt. Sie machten auch beeindruckende Beute an Waffen, einigen Rüstungen und drei königlichen Umhängen Karl des Kühnen. Karl hingegen sollte nie wieder ein so grosses Heer befehligen, wie er es in Murten hatte. Abgeschnitten von seinen Versorgungsketten und Verbündeten und nicht mehr in der Lage, die Waadt zu kontrollieren, waren Karls Tage gezählt. Von Feinden umgeben starb er in einer letzten Schlacht – der Schlacht von Nancy im Januar 1477. Noch einmal sollten die Eidgenossen eine entscheidende Rolle bei seiner Niederlage spielen.

Bei Grandson das Gut, bei Murten den Mut, bei Nancy das Blut.

Altes Schweizer Sprichwort über das Schicksal des Herzogs Karl von Burgund
Die Eidgenossen plündern das Lager Karl des Kühnen. Abbildung aus der Silbereisen Chronik, 1572.
Die Eidgenossen plündern das Lager Karl des Kühnen. Abbildung aus der Silbereisen Chronik, 1572. Aargauer Kantonsbibliothek
Nach gewonnener Schlacht verteilen die Eidgenossen die erbeuteten Geschütze
Nach gewonnener Schlacht verteilen die Eidgenossen die erbeuteten Geschütze. Abbildung aus der Eidgenössischen Chronik des Luzerners Diebold Schilling, um 1513. Korporation Luzern

Mit Murten beginnt eine neue Ära

Die Schlacht von Murten ist in der Schweizer Vorstellungskraft und im Geschichtsbewusstsein stark verankert. Tatsächlich sind die von burgundischen Kanonenkugeln verursachten Schäden in der Stadtmauer von Murten noch heute zu sehen. Unzählige Legenden erzählen vom militärischen Geschick der von Bubenbergs, von der Tapferkeit der Murtener Bevölkerung und vom Furor der Eidgenossen in der Schlacht. Der eidgenössische Sieg bei Murten wurde so zu einem Eckpfeiler des Nationalstolzes in der traditionellen Schweizer Geschichtsschreibung: In deren Sinne hatten die Schweizer die Armee eines einschüchternden Feindes besiegt und ihre Freiheiten dank ihrer Disziplin, ihrer Standhaftigkeit und ihres Patriotismus bewahrt. Vor allem aber steht die Schlacht bei Murten für einen grundlegenden Wandel in der europäischen Militärgeschichte: die wachsende Bedeutung einer schlagkräftigen Infanterie anstelle einer gepanzerten Kavallerie auf dem Schlachtfeld. Damit waren die Weichen für den Niedergang Burgunds als europäische Macht und den kurzzeitigen Aufstieg der Alten Eidgenossenschaft als Akteur in westeuropäischen Angelegenheiten gestellt.
Die Flucht von Karl dem Kühnen. Gemälde von Eugène Burnand auf dem Höhepunkt des Historismus und der Identitätsbildung des Bundesstaats, 1894
Die Flucht von Karl dem Kühnen. Gemälde von Eugène Burnand auf dem Höhepunkt des Historismus und der Identitätsbildung des Bundesstaats, 1894. Wikimedia

Sollten wir jemals an diesen Orten eine Schlacht schlagen, so seien Sie versichert, dass wir nicht den See als Rückzugs­weg nehmen werden!

Napoleon bei seinem Besuch in Murten im Jahr 1797

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