
Der Mann, der den Bergen ein Gesicht gab
Emil Nolde war zeitlebens von den Schweizer Alpen fasziniert. Seine Liebe zu den Bergen verewigte der Maler in vielen witzigen Werken.
In der Folge war der Deutsche oft mit seinen Malutensilien in St. Gallen unterwegs. Noch lieber aber wanderte er im nahen Alpstein und überhaupt in den Schweizer Alpen. Als Mitglied des SAC stand er auf dem Matterhorn, der Jungfrau und auf dem Gipfel des Monte Rosa. Namen wie Schreckhorn, Churfirsten, Jungfrau oder Mönch beflügelten die Fantasie des jungen Mannes.

Als Lehrer ungeeignet
Der Maler, der fast jede freie Minute irgendwo in den Bergen unterwegs war, begann, den bekanntesten Alpengipfeln witzige und menschliche Gesichter zu geben. Den Sommer 1894 verbrachte er im Lötschental. Ab da entstand eine ganze Reihe von expressionistischen Bergpostkarten, die Serie der Berggesichter. So hatte noch keiner vor ihm die Berge und Täler dargestellt. Mehr aus Neugier schickte Emil Hansen 1896 zwei seiner Bilder an den Verlag der Zeitschrift Jugend, wo seine skurrilen Bergporträts sofort Gefallen fanden. Diese ungewohnten und witzigen Sujets waren denn auch bei der zahlenden Kundschaft äusserst beliebt. Schlussendlich sollten es rund 30 unterschiedliche Postkartenmotive werden.

Hansen scheint ein getriebener Mensch gewesen zu sein. Um die Jahrhundertwende verliess er die Schweiz, um nach Deutschland zurückzukehren. 1902 wurde aus Hans Emil Hansen Emil Nolde. Ob er mit diesem Namenswechsel seine Heimat ehren oder einfach den «Allerweltsnamen» Hansen ablegen wollte, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Im gleichen Jahr heiratete er die Schauspielerin Adamine (kurz Ada) Vilstrup.

Im Sommer 1941 bekam Emil Nolde Post von Adolf Ziegler, dem Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, und damit ein ausdrückliches Berufsverbot. Ziegler schrieb unter anderem: «... stehen Sie jedoch auch heute noch diesem kulturellen Gedankengut fern und entsprechen nach wie vor nicht den Voraussetzungen, die für Ihre künstlerische Tätigkeit im Reich und damit für eine Mitgliedschaft bei meiner Kammer erforderlich sind.»
1946 starb Adamine Vilstrup an einer Herzschwäche. Zwei Jahre später heiratete Emil Nolde die erst 26-jährige Jolanthe Erdmann. Auf der Hochzeitsreise besuchte das Paar die Schweiz 1948. Es sollte das letzte Mal sein. Der Mann, der den Bergen ein Gesicht gab, starb im April 1956 in seinem Haus im norddeutschen Seebüll.


Noldes Berggesichter waren inspirierend und wurden von zahlreichen Zeitgenossen kopiert, wie diese beiden Postkarten zeigen. Schweizerisches Nationalmuseum