Schon über 1000 Jahre alt ist die Kunst der Glasmalerei. Eine erste Blütezeit erlebte sie in der Gotik, im 13. Jahrhundert, als die Kirchen in die Höhe strebten und das Sonnenlicht durch prächtige Glasfenster ins Innere strömte. Neben den sogenannten Wappen- oder Kabinettscheiben, für welche die Eidgenossenschaft seit dem Spätmittelalter bekannt ist, sind es vor allem kirchliche Motive, die auf Glasmalereien zu sehen sind. Sie erzählen Geschichten aus der Bibel in leuchtenden Farben. Zeitgenössische Glasmalerei findet man auch heute noch in Sakralen oder öffentlichen Gebäuden.
Die Grundidee der Glasmalerei ist einfach: Verschiedenfarbige Glasteile werden zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Umso komplexer ist der Arbeitsprozess, der sich in viele Arbeitsschritte gliedert und von verschiedenen Personen ausgeführt wird. Der Herstellungsprozess hat sich über die Jahrhunderte nur wenig verändert. Dabei mischt der Glasmaler oder die Glasmalerin keine Farben, sondern bedient sich aus einer Auswahl verschiedenfarbiger Gläser, die mosaikartig zusammengesetzt werden. Zum Einsatz kommt spezielles, von Hand hergestelltes Glas. Es ist nicht vollständig transparent wie modernes Glas, sondern besitzt eine Struktur aus Bläschen und Falten. So bricht sich das durchscheinende Licht mehrfach und es entsteht die charakteristische Wirkung. Gefärbt wird das Glas durch die Zugabe von Eisen, Kupfer, Nickel und anderen Metallverbindungen.Das älteste in der Schweiz erhaltene mittelalterliche Glasgemälde: Maria mit Kind, um 1200, St.Jakobskapelle, Flums SG.Schweizerisches Nationalmuseum
Puzzle aus Glas
Als Vorlage verwendet der Glasmaler eigene Kreationen oder setzt Entwürfe anderer Künstler um. Die Vorlage wird auf ein dickeres Schablonenpapier übertragen und alle Felder, aus denen später die einzelnen Glasteile entstehen, werden nummeriert, damit sie später nicht verwechselt werden. Um die Schablonen auszuschneiden, greift der Glasmaler zu einer Spezialschere, die zwischen den Einzelteilen einen 1.5 Millimeter breiten Streifen entfernt. In diese Lücke kommt später das für Glasgemälde so charakteristische Rahmenwerk aus Blei.Messer & Spezialschere für die Schablonen.Schweizerisches NationalmuseumSind die Schablonen ausgeschnitten, hat der Glasmaler die Qual der Wahl aus über 5000 möglichen Farbnuancen. Wie aus einem Farbkasten wählt er für jedes Teil das passende Glas aus. Dieses stellt er nicht selbst her, sondern kauft es bei einer Glashütte ein. Die Schablonen und Gläser übergibt der Glasmaler dem Kunstglaser, denn das Ausschneiden der Glasteile erfordert Erfahrung und grösstes Geschick – je nach Werk sind es mehrere Hundert Teile in allen möglichen Formen. Als Messer dient ein Diamant. Dabei besteht immer die Gefahr, dass ein Glas bricht.Sind die Glasteile ausgeschnitten, gehen sie zurück an den Glasmaler, der sie mit Bienenwachs provisorisch auf einer Glasstaffelei fixiert. Darunter liegt die Entwurfszeichnung. Sie ist so für den Glasmaler sichtbar, während er mit einer Farbe aus Eisenoxid und Glaspulver (genannt Schwarzlot) Feinheiten wie Gesichtszüge, Schattierungen und andere Details auf die farbigen Gläser malt.Der Glasmaler bei der Arbeit an den Details.Schweizerisches NationalmuseumIm Keramik-Brennofen erhitzt man die Glasteile nun während zweieinhalb Stunden auf 560 Grad. So brechen die Glasteile nicht und die Schwarzlotfarbe wird fest in die Oberfläche eingebrannt. Um zusätzliche Farbwirkungen zu erzielen, werden nach dem Brennen auf einzelnen Teilen noch Emailfarben aufgetragen. Dieser Prozess führt der Glasmaler quasi blind durch, denn je nach Zusammensetzung der Emailfarben und Glasbeschaffenheit kommt das Resultat nach erneutem Brennen anders heraus.Die tatsächliche Farbe eines Glases wird erst nach dem Brennen sichtbar. Diese gebrannten Farbmuster dienen zum Abgleich mit der Vorlage.Schweizerisches NationalmuseumFür die Montage ist wiederum der Kunstglaser zuständig. Er legt um jedes Glasteil den Bleirahmen, an dem er die Teile anschliessend fest zusammenlötet. Leere Zwischenräume füllt er mit Kitt auf. Anschliessend wird das ganze Werk mit Sägemehl gereinigt und mit Petroleum poliert. Nun kann das Werk an seinem Bestimmungsort montiert werden und das farbige Glasfenster entfaltet im Sonnenlicht seine volle Wirkung – manchmal während Jahrhunderten.Die verschiedenen Arbeitsschritte auf einen Blick.Schweizerisches Nationalmuseum
Im Zuge der Gegenreformation gewannen Reliquien wieder an Bedeutung. In Frauenklöstern verzierten Ordensschwestern in stundenlanger Handarbeit die Gebeine von Heiligen, um sie – ganz im Stil des Barocks – in Klosterkirchen den Gläubigen zu präsentieren.
Wer im Graubünden in die Ferien geht, begegnet ihnen überall: den Sgraffiti. Die gekratzten Muster und Bilder kamen ursprünglich aus der Toskana in die Schweiz.
Im Frühjahr 2017 feierte sowohl die West- wie auch die Ostkirche das Osterfest am gleichen Tag. In Russland ist das Verzieren der Ostereier ein besonderer Brauch. Luxuriöser Höhepunkt waren die berühmten Fabergé-Eier, manchmal mit einem Uhrwerk der Firma Moser & Cie bestückt.