
Spielstadt Solothurn
Im 18. Jahrhundert war Solothurn ein bedeutendes Zentrum der Spielkartenherstellung. Fast die ganze Eidgenossenschaft spielte mit Solothurner Karten und auch «ennet» der Grenze waren die Kartensujets beliebt.
Nach dem Tod ihres Mannes, einem stadtbekannten Trunkenbold, brachte sie die Kartenmacherwerkstatt in der Löwengasse zu neuer Blüte. Mit Tschans Karten wurde in der halben Eidgenossenschaft und darüber hinaus gespielt. Sie lieferte nach Biel, Brugg, Bern, Basel und Rapperswil, Luzern, Lenzburg, Zürich oder Neuchâtel. Ein bedeutender Absatzort für ihre Spielkarten war nicht zuletzt die Messe in Zurzach. Durch den dortigen Verkauf dürften die Spielkarten aus Solothurn auch über die Grenzen der Alten Eidgenossenschaft hinaus Abnehmer gefunden haben.
Nur in Solothurn selbst waren ihre Produkte nicht erhältlich: Vor dem dortigen Rat hatte sich die erfolgreiche Geschäftsfrau bereit erklärt, den lokalen Markt ihren Konkurrenten Franz Joseph Graf und Joseph Stelli zu überlassen – mit dem selbstbewussten Hinweis, sie verkaufe ihre Karten sowieso hauptsächlich an «ausländische ohrt».
Der erste greifbare Kartenmacher in Solothurn ist Franz Joseph Heri von Biberist. Das Herstellen von Spielkarten begann der gelernte Buchdrucker wahrscheinlich aus reiner Not. Nachdem der Rat von Solothurn ihm die obrigkeitlichen Druckaufträge entzogen hatte, musste er ein anderes Auskommen finden. Heri verlegte seine Tätigkeit auf ein Feld, auf dem er seine Fähigkeiten im Umgang mit Papier und Druck ebenfalls einsetzen konnte: Er begann, Spielkarten herzustellen. Von Heri stammt das erste bekannte Tarockspiel, das im 18. Jahrhundert in der Eidgenossenschaft geschaffen wurde. Es weist die Jahreszahl 1718 auf und liegt heute in der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums.




