Felix-Altar, Hergiswald, 1656 (Ausschnitt).
Ein Friedhof als Theaterraum, Auferstehung. Schreckhaft erregt steigen die Toten aus ihren Gräbern, von Engeln empfangen die Erlösten, von bockbeinigen Teufeln verschleppt die Verdammten. Hinten der Zeremonienmeister, mit flammendem Richtschwert und Seelenwaage, der heilige Michael, flankiert von zwei Engeln, die mit Posaunen das Jüngste Gericht verkünden. Felix-Altar, Hergiswald, 1656 (Ausschnitt). Foto: Hermann Lichtsteiner

Lieben Sie Barock?

Hier geht‘s zum Gratis-Test. Als Prüfbeispiel dient die Wallfahrtskirche Hergiswald am Fuss des Pilatus, eine bildgewaltige Inszenierung der Bibel aus barocker Zeit, um 1650. Was löst dieser kulturgeschichtliche Kosmos bei Ihnen aus?

Kurt Messmer

Kurt Messmer

Kurt Messmer ist Historiker mit Schwerpunkt Geschichte im öffentlichen Raum.

Wer mit dem Postauto von Luzern Richtung Eigenthal fährt und auf halber Bergstrecke aussteigt, steht in Hergiswald unmittelbar vor der stattlichen Kaplanei, dem Haus des Priesters, der den Wallfahrtsort betreut. Von hier aus bietet sich die beste Sicht auf Kirche und Umfeld. Kaplanei, Siegristhaus, Herberge, Kirche, eine multifunktionale Kleinsiedlung mit geistlichem Mittelpunkt, Typ Wallfahrtsort, die Kirche dank exponierter Lage eine Landmark. Anderswo gehören zu diesem Siedlungstyp auch Beichthaus, Unterstand für Ross und Wagen, Waschhaus.

Starker Auftritt

Hierzulande selten: Die Wallfahrtskirche Hergiswald hat Anzeichen eines Zentralbaus – mit verkürzten Seitenarmen. Über dem Schnittpunkt der Dachfirste markiert ein Vierungsturm das Zentrum. Der Baukomplex behäbig: die steilen Dächer von Lang- und Querhaus grossflächig, das Dach des Vorzeichens ausladend, die Fassadengestaltung mit Rundbogenfenstern schlicht. Doch zur Erdenschwere kommt die Leichtigkeit des Himmels.
Wallfahrtskirche Hergiswald
Baumwipfel und Kirchtürmchen im Zwiegespräch. Zusammenspiel von Kultur und Natur am Rand einer Waldwiese. Ein Platz wie geschaffen für die Wallfahrtskirche Hergiswald oberhalb von Kriens, 800 Meter über Meer. Blick in das nördliche Vorland von Luzern.
Von der Laterne und der Kuppel des Vierungsturms schwingen geschweifte Linien sanft und rhythmisch ab, werden vom wiederum geschweiften Chordach des Querhauses aufgenommen und zur Erde geleitet. Drei offene Dachreiter hängen wie zierliche Klammern vom Himmel herab und lassen den massiven Bau fast schweben. Nicht wegzudenken, diese Türmchen, bekrönt mit kleinen goldenen Figuren. Dezente Festlichkeit.

Eintau­chen in eine andere Welt

Überraschung beim Eintreten: mitten im Langhaus der imposante Hauptaltar, dahinter eine Kapelle innerhalb der Kirche! Die Eingänge zu den Seitenkapellen ausgeformt als kolossale Triumph-Pforten. Im Gegensatz zu dieser Wucht spannt sich luftig leicht eine immense Felderdecke über den Raum. Fein eingepasst, dennoch deutlich erkennbar die Vierung, von der nach allen Seiten sanfte Gewölbe abgehen.
Hergiswald Schiff und Altar
Hergiswald, Gestaltungsfreude und Gestaltungskraft, so weit das Auge reicht. Allein die Decke, die den Raum wie ein Himmelszelt überspannt und zusammenhält, scheinbar schwerelos, ist ein architektonischer Geniestreich. Kaspar Meglinger malt für diesen Bilderhimmel 323 Tafeln mit Symbolen für Maria, mehr als irgendwo sonst. Eine gemalte Litanei zu Ehren der Gottesmutter.
Wird ein Gebäude über anderthalb Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt, wie das in Hergiswald von 1501 bis 1662 geschieht, manifestiert sich eine solche Biografie in der Regel durch Nebengebäude, Anbauten, Aufstockungen, Erweiterungen. Anders in Hergiswald. In fünf Bauphasen wird hier eine Eremitenklause zu einem stimmigen Kirchenraum geformt, als wär’s ein einziger meisterhafter Wurf. Kaum merklich, steigern Kontraste unser Empfinden: der Sandsteinboden karg, die Holzbänke roh, die Wände kahl – die Portale bunt, die Altäre golden, die Pracht ekstatisch. Das gesamte Konzept, theologisch, dramaturgisch, architektonisch, stammt vom Luzerner Kapuzinerpater Ludwig von Wyl (1594–1663). Realisiert wird es, volkstümlich, virtuos, übersteigert, vom Holzbildhauer Hans Ulrich Räber, auch er Luzerner, dazu von Kaspar Meglinger, dem Maler des Luzerner Totentanzes auf der Spreuerbrücke. Drei Meister zur gleichen Zeit am gleichen Ort, und die Zusammenarbeit befeuert. Ein Glücksfall.

Bis zum Äussersten

Mehrfach werden biblische Szenen zu dramatischen Auftritten. Einen ersten theatralischen Akzent setzt die Kreuzigungsgruppe, platziert auf dem Zugbalken, der die Seitenwände zusammenhält. Aus Funktion wird Szenerie.
Hergiswald Kreuz
Wie gross darf, muss der Abstand von Figuren sein? Eine kaum je erhobene Frage, die in der Kunst aber an unzähligen Orten zu stellen ist, bei Verkündigungsszenen an Chorbogen etwa oder bei Kreuzigungsgruppen wie hier in Hergiswald. Der Abstand entscheidet: zu klein, leidet der Respekt, zu gross, verliert sich der Bezug. Im vorliegenden Beispiel ist der Respekt ausgereizt: grösser dürfte der Abstand nicht werden.
Der Mensch schaut hinauf, Gott hinunter. Die Senkrechte als Universalanspruch des Christentums, ausgerichtet auf den Erdkreis, die Waagrechte, hier dreifach gestuft, je betont durch die Haltung der Arme: Gottvater, die Arme ausgebreitet zu Darbringung und Segen; der Sohn, die Arme ans Kreuz geschlagen zur Sühne für die sündigen Menschen; der Pelikan, Symbol für Christus, hat wie dieser die (Flügel-) Arme gespreizt und reisst sich selber mit dem Schnabel die Brust auf; er opfert sich, um seine Kinder mit seinem Blut zu nähren und zu retten. Unerhörte Botschaft, unerhörte künstlerische Ausformung. Mehr Blut geht nicht. Von Armen, Beinen, der geöffneten Seite des Gekreuzigten hängt es in Strängen herab. Genug ist im Barock nie genug. Von einem zweiten Gekreuzigten, auf der Rückseite desselben Kreuzes, gehen von den Wundmalen drei rote Schnüre weg, als Blutströme, quer durch den Raum, zur Statue des Franz von Assisi, der die Wundmale empfängt: Auszeichnung eines Heiligen. All das spielt sich nicht im Kopf ab, sondern wird sinnlich wahrnehmbar. Stränge, blutrot.

Der erhobene Zeigefinger

Ein heranbrausender Engel mit prächtig wilder Mähne verkündet Joachim, dem Vater Marias: Dir wird eine Tochter geboren. Das Symbol des erhobenen Zeigefingers weist über diese Szene hinaus, steht für eine barocke Grundierung, geprägt vom Affekt.
Hergiswald Engel mit Zeigfinger
Vielleicht kann der stürmische Auftritt dieses kraftvoll lebensfrohen Engels auch jene einen Moment für die Kunst dieser Epoche einnehmen, die sich mit Barock schwertun. – Ein romantisch religiöses Altarbild aus dem 19. Jahrhundert (ein kleiner Ausschnitt davon ist erkennbar hinter dem Engel) stört zwar die Einheit des Hauptaltars. Aber Barock schafft selbst das: Uneinheitliches zu einer vollendeten Einheit zu verschmelzen. Hergiswald, Hauptaltar, rechte Seite.
Der Zeigefinger lässt sich auch mit den Füssen erheben. Der heilige Josef führt vor, wie er tapfer allen Versuchungen widersteht. Die Frau, die ihn in Hergiswald verführen will, erscheint auf den ersten Blick als Engel, der untere Teil ihres Leibes ist aber ein bedrohliches Schlangengewürm. O du heiliges Frauenbild.
Der heilige Josef zertritt der Verführerin den Kopf
Da helfen weder rote Wangen noch blonde Locken, weder goldenes Kleid noch Engelsflügel: Der heilige Josef zertritt der Verführerin den Kopf – immerhin auf einem kostbaren roten Kissen. Hergiswald, Hauptaltar, rechte Seite.
Die drei klassischen Quellengattungen – Texte, Bilder, Objekte – brauchen keine Rangfolge. Die Sachquellen sollen bloss nicht zu kurz kommen. Hergiswald liefert dafür zahlreiche Prachtbeispiele.

Lebens­welt vor vierhun­dert Jahren

Soeben ist ein Kindlein geboren worden, Maria heisst es, die Eltern sind Anna und Joachim. Zwar ist die Behausung einfacher Leute nicht mit Gold ausstaffiert. Weder Kleider noch Bettwäsche sind golden, von einem Baldachin gar nicht zu reden. Sonst aber bietet sich ein lebensnaher Einblick in die Zeit um 1650. Nur Engel waren schon damals rar.
Geburt von Maria
Geburt von Maria. Die gewölbte, über Eck gestellte Kassettendecke, besetzt mit goldenen Sternen, ist ein stereotypes Erkennungszeichen, ebenso das Fenster am rechten Rand. Durch diese Öffnung, obwohl vergittert, wird dereinst der Engel schweben, um Maria die Geburt von Jesus zu verkünden. Dem gleichen Zweck dient oben links das Fenster der dahinterliegenden Kapelle, der Behausung der heiligen Familie. Hergiswald, Zentrum des Hauptaltars.
Die Geburt ist glücklich überstanden, das Mädchen gesund. Erfahrene Frauen sorgen sich behutsam um das Kindlein, baden es, trocknen Wäsche am Kaminfeuer, halten Ordnung, sogar mit den Pantoffeln unter dem Bett. Die Wöchnerin soll bald wieder zu Kräften kommen; eben wird ihr Nahrung gereicht, weitere Stärkung steht auf dem Tisch. Eine Nachbarin an der Türe sieht nach, ob auch sie mithelfen kann. Eine Frauenrunde, die noch vierhundert Jahre später an eine bessere Welt glauben lässt.

Illusio­nen

In Barockräumen oft zu beobachten: Die atemberaubende Perspektive eines Deckengemäldes erzeugt die Illusion, ein Gewölbe weite sich in lichte Höhen; am Rand des Gemäldes sitzt ein kleiner Engel, der Oberkörper gemalt, Unterleib und Beinchen geformt, aus Gips. Unverkennbar barock. – Unvergleichlich viel weiter geht die Illusion in Hergiswald.
Engel tragen das Wohnhaus der heiligen Familie in die Wallfahrtskirche Hergiswald.
Anmut und Ehrfurcht werden eins. Engel tragen das Wohnhaus der heiligen Familie in die Wallfahrtskirche Hergiswald. Kann ein aussergewöhnlicher Auftrag grossartiger dargestellt werden?
1291 dreht sich nicht die ganze Welt ums Rütli. In China bricht Marco Polo zu seiner Rückfahrt nach Venedig auf, im Orient erobern die Türken die christlichen Stätten. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, muss das Haus der heiligen Familie gerettet werden. Engel tragen es an die Küste Dalmatiens. Bereits die endgültige Rettung? Nicht im Barock. Es geht nochmals übers Meer, quer über die Adria nach Loreto bei Ancona. Aber selbst hier braucht es drei Anläufe, bis das Ziel würdig genug ist.
Darstellung der legendenhaften Überführung der Santa Casa, des heiligen Häuschens, von Nazareth über Dalmatien nach Loreto in Italien – und in die Innerschweiz.
Darstellung der legendenhaften Überführung der Santa Casa, des heiligen Häuschens, von Nazareth über Dalmatien nach Loreto in Italien – und in die Innerschweiz. Wie für Loreto wird auch hier die Vorstellung erweckt, für einen angemessenen Standort seien mehrere Versuche erforderlich: 1. Lucern, 2. Krientz, 3. Winckhell [Winkel bei Horw], 4. Hergisswalt. Gemälde von Johann Dieterlin 1652/54 an der rechten Aussenwand der Loreto-Kapelle in Hergiswald.
Hunderte von Nachbildungen dieser Loreto-Kapelle oder Santa Casa verbreiten sich in ganz Europa, vor allem seit 1450. Zur Zeit der Gegenreformation sind reale Abbilder biblischer Orte besonders beliebt. 1650 wird auch in Hergiswald eine Santa Casa gebaut.
Hergiswald, eine Kapelle innerhalb der Kirche. Das Marienheiligtum ist in Mass, Form und Bemalung exakt der Santa Casa in Loreto nachgebildet.
Hergiswald, eine Kapelle innerhalb der Kirche. Das Marienheiligtum ist in Mass, Form und Bemalung exakt der Santa Casa in Loreto nachgebildet. Der Teil hinter dem Altar stellt die Küche dar. – Wiederum ist die Senkrechte betont: Gottvater, Taube (heiliger Geist), Jesuskind (auf dem Altartisch). Das Luzerner Wappen auf der rechten Altarseite bringt zum Ausdruck, dass die Regierung auch diesen Wallfahrtsort fördert, wie gewohnt. Thron und Altar, weltliche und geistliche Obrigkeit stützen sich wechselseitig.
Viele Wallfahrtsorte werden mit einem Nebenheiligtum aufgewertet, so auch Hergiswald mit der Felix-Kapelle. Von Gebeinen verstorbener Heiliger versprechen sich die Gläubigen Heil und Segen, erst recht in ihrer unmittelbaren Nähe. 1651 werden die Reliquien des heiligen Felix aus den Katakomben Roms nach Hergiswald überführt. Laut einem Experten ist der Verehrte ein «römischer» Heldenheiliger mit Phantasienamen.
Ehren- oder Triumph-Portal zur Felix-Kapelle in Hergiswald
Eine Ankündigung, fast so wichtig wie das Angekündigte: Ehren- oder Triumph-Portal zur Felix-Kapelle in Hergiswald. Gemäss Dieter Bitterli, dem besten Kenner von Ort und Thema, könnten Teile davon 1651 als Fest-Dekoration für die Theater-Aufführung zu Ehren von Felix verwendet worden sein, so etwa die beiden lebensgrossen Thebäer-Heiligen Urs und Viktor, prächtig gerüstete Wächter zu beiden Seiten des Eingangs. Über dem Portal reicht Maria aus einer Wolke dem hier besonders verehrten Franziskus das Jesuskind. Der Aufbau, eine Art offener Guckkasten, ist Schmuck und zugleich Stütze für den Bilderhimmel. Aus Szenerie wird Funktion.

Ultima­ti­ve Dramatik

Im Festspiel, das zu Ehren von Felix in Hergiswald aufgeführt wird, lässt der heidnische Tyrann den Märtyrer enthaupten und den abgeschlagenen Kopf in den Höllenschlund werfen. Die aufwühlende Dramatik mag Pater von Wyl und Hans Ulrich Räber gleichermassen erfasst haben. Kongenial lassen sie Felix im Zentrum eines Altars quasi auferstehen, fast lebensgross, als triumphale barocke Ritterfigur.
Felix-Altar, Hergiswald, linke Seitenkapelle
Felix-Altar, Hergiswald, linke Seitenkapelle. In diesem phantastischen Panoptikum christlichen Glaubens um 1650 entlädt sich ein unbändiger Drang nach bildhaftem Demonstrieren. – Was nehmen wir zuerst in den Blick, das Ganze oder ein Detail, die Einheit oder die Zutat? Typisch barock.
Im Zentrum, auf dem Altartisch, die Auferstehung, die dem Weltgericht vorausgeht. Darum herum, dargestellt als Aufstieg und Fall, das Endzeitdrama. Auftritt Tod. Wenn einer nicht sterben darf, ist es der Totengräber, denn wer kümmert sich an seiner Stelle um die Toten? Doch im mittleren Holzrelief vor dem Altartisch hat der Tod seinen Bogen bereits gespannt. Die zu Füssen des Todesschützen herumliegenden Kopfbedeckungen zeigen, dass vor dem Totengräber die höchsten geistlichen und weltlichen Würdenträger sterben mussten. Wenn die leichteren Sünden im Fegefeuer abgebüsst sind, links unten, entsteigen die gereinigten Toten dem Feuer, auf dem Altartisch ersichtlich, und werden von Engeln auf den Windungen einer Säule in den Himmel geleitet – bugsiert. Erstaunlicherweise hält sich im Paradies der hallelujatische Jubel in Grenzen. Doch was von Wyl und Räber auch in diesem Teil des Altars alles inszenieren, lässt uns schier die Augen übergehn. Wiederum Wächter zu beiden Seiten. Die Himmelstür lässt sich nur schwer öffnen. Leicht erklärbar: Der goldene Schlüssel von Petrus ist halb so gross wie er selbst. Über den Erlösten hält ein Engel einen Friedenszweig, über den Verdammten erhebt ein anderer ein Flammenschwert. Mit Posaunen schmettern zwei weitere Engel das Signal vom Ende aller Tage in alle Welt. Zuoberst Christus als triumphierender Weltenrichter. Fülle, was Fülle nur sein kann. Auf der rechten Säule werden die Verurteilten von Teufeln hinuntergestossen in die Hölle. Dort besteht zwar selbst der Höllenofen aus Gold, aber kann dies Trost sein in ewiger Pein und Verdammnis?
Felix-Altar, Hergiswald (Ausschnitt mit Hölle)
Als ob Feuerqualen nicht reichten, wird ein Sünder in der Hölle zusätzlich von einer Schlange gebissen, eine Sünderin von einem gehörnten Ungeheuer belästigt. O Mensch, bedenke! – Felix-Altar, Hergiswald (Ausschnitt).

Lieben Sie Barock?

Gefällt mir / gefällt mir nicht. So einfach ist das – zu einfach. Hergiswald zeigt, wie unversöhnlich sich im Barock Gut und Böse gegenüberstehen können: hier die Erlösung, dort die Verdammung, hier das Paradies, dort die Hölle, hier die Engelschar, dort die Teufelsbrut. Jenseitshoffnung steht gegen Furcht und Schrecken, Entsagung gegen Verführung und Sünde. Barock ist Demonstration, Inszenierung mit dem Zeigefinger; exzessive Kontraste zielen auf schiere Überwältigung. Das alles trifft zu, trifft aber nicht alles. Barock ist auch das Ergebnis übersprudelnder Gestaltungsfreude und – im besten Fall – grandioser Gestaltungskraft. Neben dem Strengen gibt es das Verspielte, neben der Realität die Illusion, neben der Todesangst die pure Lebensfreude und Lieblichkeit. Fazit: Diese Epoche fordert heraus. Nicht das Schlechteste, das uns passieren kann. P.S. Nur ein paar hundert Meter südlich von Hergiswald gibt es – amtlich beglaubigt von der Landestopografie – eine Höll, einen Höllboden und sogar einen Oberhöllboden. Daselbst befindet sich auch eine Höllhütte, auf einem Balken eingeritzt Open 24h. Nach dem Gratis-Test der Gratis-Tipp: Hölle weiträumig meiden!
Alle Fotos in diesem Beitrag stammen von Hermann Lichtsteiner, Luzern: helifo.ch

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